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Große Wachablöse im Rathaus
In jüngster Zeit verdichten sich die Gerüchte, daß die von den Sozialisten erzwungene Vorverlegung der Wiener Gemeinderatswahlen auf personalpolitische Motive zurückzuführen sei. Treibende Kraft soll dabei Finanzstadtrat Felix Slavik sein, der als realpolitisch stärkster Mann im Rathaus angeblich auch nach außen hin nicht länger im Schatten von Bürgermeister Marek stehen möchte. Tatsächlich hat der ehrgeizige Wiener Finanzstadtrat durch verstärkte Aktivitäten immer mehr auf sich aufmerksam gemacht und so den zirkulierenden Spekulationen Auftrieb verschafft, er hege Ambitionen auf den Wiener Bürgermeisterstuhl.
In jüngster Zeit verdichten sich die Gerüchte, daß die von den Sozialisten erzwungene Vorverlegung der Wiener Gemeinderatswahlen auf personalpolitische Motive zurückzuführen sei. Treibende Kraft soll dabei Finanzstadtrat Felix Slavik sein, der als realpolitisch stärkster Mann im Rathaus angeblich auch nach außen hin nicht länger im Schatten von Bürgermeister Marek stehen möchte. Tatsächlich hat der ehrgeizige Wiener Finanzstadtrat durch verstärkte Aktivitäten immer mehr auf sich aufmerksam gemacht und so den zirkulierenden Spekulationen Auftrieb verschafft, er hege Ambitionen auf den Wiener Bürgermeisterstuhl.
Seit seinem Einzug ins Wiener Rathaus war Slavik auch mit wachsendem Erfolg bemüht, sein eigenes Image aufzupolieren: So mischte er als Wiener SPÖ-Obmann bei der Gründung, der kleinformatigen „Neuen Zeitung“ kräftig mit. Als Kampforgan wider die „Kronen-Zeitung“ war „Die Neue“ zwar ein Schlag ins Wasser und brachte der SPÖ ein finanzielles Fiasko, dem schlauen Finanzstadtrait leistete sie dennoch als persönliches Sprachrohr immer wertvolle Dienste. Slavik scheute weder Mühen noch Kosten, um wichtige Journal toten
„Slavik knüpft Kontakte“ unabhängiger Blätter für sich günstig zu stimmen. So organisierte er für ganze Gruppen von Publizisten teure „Studienreisen“ ins Ausland, die einmal nach München und jüngst sogar nach Hamburg und Kopenhagen führten. Über die letzte Reise veröffentlichte „Die Neue“ kürzlich pflichteifrig eine Hofmeldung, die — sicherlich unbeabsichtigt — den doppelsinnigen Titel „Slavik knüpft Kontakte“ trug... Sicherlich standen die Chancen für Vizebürgermeister Felix Slavik noch nie so günstig, auch die letzte Hürde zu nehmen und auf den ersten Platz im Rathaus vorzurücken.
Es dürfte ihm auch keineswegs ungelegen kommen, daß dae Wiener Wahlen eher zu einem für die SPÖ ungünstigen Zeitpunkt durchgeführt werden. Denn geht der Urnengang für die Wiener Mehrheditspartei schlecht aus, wird man sicherlich Sündenböcke brauchen. Eingeweihte Kreise glauben, daß diese Sündenböcke Marek und Heller heißen dürften.
Für ein bescheideneres Abschneiden der Sozialisten sprechen in der Tat einige Anzeichen. So hat die Bevölkerung die Vorverlegung der Wahlen weniger deshalb ablehnend aufgenommen, weil das Übereinkommen mit dem Koalitionspartner gebrochen worden tot, sondern aus dem Wissen, daß die ständigen Verkürzungen der Legislaturperiode den Steuerzahler überflüssigerweise zusätzliche Millionenbeträge kosten. Taufrisch in Erinnerung ist auch noch der große Schlaglochskandal, der anläßlich der jüngsten Zwischen-tauperiode Schlagzeilen machte, als sich die Decken nahezu aller Wiener Straßen innerhalb von Stunden in eine mondähnliche, gefährliche Kraterlandschaft verwandelten. Das Rathaus mußte damals eingestehen, daß allein die provisorische Sanierung dieser Schäden 25 Millionen Schilling erfordern werde! Weit stärker als in der Öffentlichkeit scheint indessen gerade diese Affäre rathausintern hohe Wellen geschlagen zu haben. Denn die Experten waren sich darüber klar, daß für diese Katastrophe weniger die Witterung als eine verfehlte Straßen-baupolitik verantwortlich zu machen ist. Nun habe es sich gerächt, so wurde argumentiert, daß Wien in den Straßenbau weit weniger investiere als wesentlich finanzschwachere Landeshauptstädte der Bundesländer.
Schließlich blieb den Städtvätern auch der optische Erfolg bei der Eröffnung des Matzleinsdorferplatzes versagt. Gab es bei der Eröffnungsfeier unliebsame Katzenmusik durch demonstrierende Geschäftsleute aus der Umgebung, so fanden sich in den folgenden Tagen auch die Benutzer der Massenverkehrsmittel in dem neuen Labyrinth mangels ausreichender Beschilderung einfach nicht zurecht. Zu diesem denkbar ungünstigen Ersteindruck gesellten sich schließlich noch einige Informationen, die dieses Bauwerk im Lichte seiner Problematik zeigten. Beträchtliche Bauzeitüberschreitungen, doppelte Kosten gegenüber der ursprünglichen Annahme und die Aussicht eines dritten Umbaues im Zusammenhang • mit den U-Bahn-Plänen mußten den Wienern einfach die Freude an diesem jüngsten „Glanzstück“ der Wiener Stadtverwaltung rauben.
Angesichts dieser Malaise mehren sich auch die Stimmen, daß dem für das Bauwesen verantwortlichen Stadtrat Heller nach der Wahl die Stunde schlagen werde. Ob es auch für Bürgermeister Marek unmittelbar nach der Wahl einen Abschied vom Bürgermeisteramt geben wird oder ob die „Rathauslokomoüve“ wenig später aus „altersbedingten Gründen“ seinen Abschied nehmen soll, scheint innerhalb der SPÖ Wiens noch nicht völlig ausdiskutiert zu sein. Derzeit lächelt er jedenfalls noch jovial vom ersten Wahlkampfplakat der Sozialisten und wirbt für sie mit dem eher neutralen Slogan: „Wien modern gestalten, liebenswert erhalten.“
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