Junge Frauen fordern Vaterpflichten ein

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Der Wirtschaftsminister bemühte sich, die positiven Aspekte hervorzustreichen: "Unsere Jugendlichen lassen sich weder durch die Wirtschaftskrise noch durch öffentliche Diskussionen beirren“, schloss Reinhold Mitterlehner (ÖVP) aus dem aktuellen "Jugendmonitor“. Diese Studie, mit der viermal pro Jahr 800 (jeweils andere) Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 24 Jahren interviewt werden, kommt in der aktuellen Auswertung zum Schluss, dass 84 Prozent der Befragten zuversichtlich in die Zukunft blicken.

Das ist eine Steigerung um sieben Prozent im Jahresvergleich, wie der Minister bei der Präsentation der Ergebnisse festgestellt hat. Als wichtigsten Ansatzpunkt der Realpolitik benannte Mitterlehner die Notwendigkeit, den Lebenskonzepten der Jugend zu entsprechen. Anspruch und Wirklichkeit lägen derzeit nämlich zu weit auseinander, wenn etwa die Anzahl der gewünschten Kinder mehrheitlich bei zwei, "die Fertilitätsrate aber bei 1,4“ liegt. 77 Prozent sind der Ansicht, dass ihre Kinder bis zum Alter von drei Jahren "von den Eltern zu Hause“ betreut werden sollten. Dass dies mit den gültigen Regelungen zum Kündigungsschutz (bis zum zweiten Geburtstag eines Kindes) und der Dauer des Kindergeldbezugs (längstens bis zum 30. Lebensmonats des Kindes, wenn sich beide Elternteile diese Zeit teilen) nicht zusammengeht, sei klar.

Mitterlehner setzt auf individuelle Wahlfreiheit

Daran müsse gearbeitet werden, aber auch an den Möglichkeiten der externen Kinderbetreuung für die Altersgruppe der Ein- bis Dreijährigen. Mitterlehners Grundsatz: "Wir wollen niemandem vorschreiben, bei den Kindern daheim zu bleiben oder arbeiten zu gehen.“ Beide Lebensentwürfe müssten in einer modernen Gesellschaft zu verwirklichen sein, und das für beide Geschlechter.

Dass die meisten jungen Frauen gerne die Hausfrauenrolle einnehmen möchten, wenn der Lebenspartner entsprechend gut verdient - dies war zuletzt öfter zu lesen -, ist übrigens ein etwas voreiliger Schluss aus dem vorliegenden Jugendmonitor. Zwar stimmen dem 55 Prozent der weiblichen Befragten zu (und 34 Prozent der Männer); gleichzeitig betonen aber 75 Prozent von ihnen, dass es gut wäre, wenn sich beide Elternteile die Karenzzeit teilen und abwechselnd zu Hause bleiben.

95 Prozent fordern deutlich ein, dass Männer "genau so für die Kindererziehung verantwortlich sind wie Frauen“. Männer stimmen diesen Aussagen nur zu 53 bzw. zu 79 Prozent zu und stellen sich damit traditionsgebundener da. Entsprechend sehen sich Frauen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch eher benachteiligt, wie eine Kernaussage der Studie lautet: "Bei Burschen und Männern fehlt teils das Bewusstsein für eine gänzlich gleichberechtigte Rollenverteilung.“

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