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Aids: Eine wenig ermutigende Bilanz

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Wenn am 1. Dezember der „Welt-Aids-Tag" begangen wird - er ist von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit dem Motto „Aids - eine Gemeinschaftsaufgabe" versehen worden - dann ist die Bilanz der bisherigen Entwicklung wenig ermutigend. Für die Eindämmung der Krankheit gibt es keine einfachen Rezepte.

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Wenn am 1. Dezember der „Welt-Aids-Tag" begangen wird - er ist von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit dem Motto „Aids - eine Gemeinschaftsaufgabe" versehen worden - dann ist die Bilanz der bisherigen Entwicklung wenig ermutigend. Für die Eindämmung der Krankheit gibt es keine einfachen Rezepte.

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Weltweit sind seit dem Auftreten der Seuche im Jahre 1980 nahezu 13 Millionen Menschen nachweislich mit dem Virus infiziert worden, welches die Immunschwächekrankheit Aids (Acquired* Immune Deficiency Sny-drom - angenommenes Imrnunschwä-chesyndrom) auslösen kann. Soweit jedenfalls die gesicherten Zahlen, die Dunkelziffer bleibt offen.

Unter den 13 Millionen infizierten Person befindet sich eine Million Kinder, die von infizierten Müttern zur Welt gebracht wurden. 1991 hatten 90 Prozent aller Infizierten das Virus nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation auf heterosexellem Weg erworben.

Die Mehrzahl der für das Jahr 2000 vorhergesagte 40 Millionen HlV-In-fektions- und Aids-Fälle wird auf Entwicklungsländer entfallen. Nach

Schätzungen der WHO werden bis zu diesem Zeitpunkt in Afrika südlich der Sahara bis zu zehn Millionen HI V-infizierte Kinder zur Welt gebracht und weitere zehn Millionen werden durch den Aids-Tod ihrer Eltern zu Waisen werden. Zugleich werden tödlich verlaufende Aids-Erkrankungen die Sterblichkeitsrate um bis zu 50 Prozent erhöhen und damit den Geburtenüberschuß der letzten beiden Jahrzehnte wieder zunichte machen.

Angesichts des völligen Fehlens eines Impfstoffes oder einer Behandlungsmethode glaubt man bei der WHO, daß der einzige Weg zur Eindämmung der Seuche in einer Doppelstrategie aus Vorbeugung durch sicheres Sexualverhalten und aus der Betreuung der HlV-infizierten Menschen besteht.

In beiden Bereichen kommt örtlichen nationalen, internationalen und beruflichen sowie religiösen Gemeinschaften - vor allem aber der Familie als kleinster Gemeinschaft - eine bedeutende Rolle zu.

Die Gemeinschaft trägt nicht nur die wirtschaftlichen und sozialen Belastungen von Aids, oft genug ist die rasche Verbreitung der Krankheit auf Traditionen und Sitten von Gemeinschaften zurückzuführen, die den Menschen das Wissen von und die Kontrolle über ihre eigene Sexualität vorenthalten. In einigen Gesellschaften sind ferner Jugendliche und Frauen einem hohen HIV-Ansteckungsrisiko ausgesetzt, weil ihr sozio-öko-nomischer Status sie für sexuelle Ausbeutung anfällig macht.

Der jüngste Bericht der Kinderhilfsorganisation der Vereinten Nationen (UNICEF) stellt dazu fest, daß jene Personen das geringste HlV-Infek-tionsrisiko haben, die über aufrechte Familienbeziehungen verfügen, eine relative soziale und wirtschaftliche Sicherheit genießen, das Wissen über gesunde Fortpflanzung haben und einvernehmlich sexuelle Beziehungen unterhalten.

Die im WHO-Motto des Jahres zu Aids angesprochenen Gemeinschaften können den an Aids Erkrankten schon dadurch helfen, daß sie darüber informieren, daß diese Krankheit nicht durch Händeschütteln oder die gemeinsame Benützung von Toiletten übertragen werden kann. Durch Aufklärung kann jede Gemeinschaft jene „soziale Krankheit" vermeiden, die man mit Angst, Ignoranz und Intoleranz umschreiben könnte und die selbst ebenso ein Teil der Aids-Epidemie ist, wie der HIV-Virus selbst.

Entscheidend ist, daß jede Gemeinschaft sich mit ganzem Herzen dem Kampf gegen Aids widmet, stellt dazu der Leiter des Weltprogramms gegen Aids der WHO, Michael Person, fest. „Nur durch einen enormen Einsatz von Geld, Energie und Einfallsreichtum innerhalb der Gemeinschaften auf internationaler, nationaler und auf örtlicher Ebene kann die Welt darauf hoffen, diese Seuche einzudämmen."

Das Weltprogramm gegen Aids (Global Programme on Aids, GOA) hat seit 1987 an der Schaffung von mehr als 160 nationalen Aids-Programmen mitgewirkt und Anti-Aids-Kampagnen gemeinsam mit nichtstaatlichen Organisationen sowie UNO-Organisationen wie der Weltbank, UNICEF und dem UNO-Welt-bevölkerungsfonds ausgearbeitet.

Nach Angaben der WHO wird in den Jahren 1992 bis 1995 die Zahl der HlV-infizierten Menschen nach Weltregionen folgendermaßen zunehmen (Zunahme in Prozenten): Nordost-Asien (+ 95 Prozent), Südostasien (+81), Westeuropa (+ 65), Osteuropa (+63), Afrika südlich der Sahara (+ 47), Lateinamerika (+ 41) und Nordamerika (+ 28). Der Autor ist Pressereferent des Informationsdienstes der Vereinten Nationen in Wien. Die Zahlenangaben wurden der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift „UN Chronicle" entnommen.

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