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Keine Hintermänner Israels

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Die Reise des amerikanischen Außenministers Rogers nach Saudi-Arabien, Jordanien, dem Libanon, Ägypten und Israel ist nach ausgesprochen positiven Entspannungsansätzen bei den Wüstenkönigen Feisal und Hussein sowie in den arabischen Nahostzentren Beirut und Kairo in den Schatten der eher zurückhaltenden Reaktion Jerusalems gefallen.

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Die Reise des amerikanischen Außenministers Rogers nach Saudi-Arabien, Jordanien, dem Libanon, Ägypten und Israel ist nach ausgesprochen positiven Entspannungsansätzen bei den Wüstenkönigen Feisal und Hussein sowie in den arabischen Nahostzentren Beirut und Kairo in den Schatten der eher zurückhaltenden Reaktion Jerusalems gefallen.

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Schon der Höhepunkt von Rogers’ naihösblicher Friedensmission, seine Begegnung mit dem ägyptischen Präsidenten Sadat — nachdem seit 1953 und John Foster Dulles kein amerikanischer Außenminister mehr im Kairoer Präsidentenpalais vorgelassen worden war —■, hatte durch Querschüsse aus Israel eine Dämpfung erfahren, die mit der Möglichkeit eines israelischen Neins für Rogers’ Friedenspläne spielten., Die Verhandlungen des Hausherrn im State Department haben sich damit von einem vorausgegangenen Erwartungstief zu einem Hoffnungshoch und abschließend wieder zu skeptischem Abwarten entwickelt: Hatten am Anfang die Ägypter die Spekulationen auf eine rasche Öffnung des Suezkanals mit ihrem Verlangen nach der Postierung ihrer Truppen auf dem Ostufer herabgestimmt, und war dann die Freude um so größer gewesen, als Rogers am zweiten Kairoer Verhandlungstag auch dazu einen für die Israelis nicht unannehmbaren Weg ausfindig gemacht zu haben glaubte, so sind Kairoer Kreise jetzt nach Rogers’ Gesprächen in Israel davon überzeugt, daß Jerusalem die Verwirklichung der amerikanischen Initiative auf die lange Bank zu schieben sucht. Dieselben Beobachter hätten demgegenüber ein klares Nein Israels, als das Jerusalems Antwort an Rogers auch in der ägyptischen Presse dargestellt wurde, vorgezogen, denn weitere Isolierung der Regierung Goldą Meir vom Standpunkt der Amerikaner würde den Arabern nur recht kommen. Überhaupt konnte der ausgesprochen gute Kontakt zwischen Rogers und der ägyptischen Führung nur aus dem Nährboden der wachsenden amerikanisch-israelischen Meinungsverschiedenheiten aufblüh en. Erst die Differenzierung der Standpunkte

Washingtons und Jerusalems hat den Arabern die Augen darüber geöffnet, daß d’e Amerikaner doch nicht so ausgesprochen die direkten Hintermänner der Israelis sind, wie das seit dem Junikrieg von 1967 immer wieder behauptet und geglaubt worden war. In diesem Zusammenhang stellt auch Israels Zögern mit dem Suezkanal-Plan keineswegs eine Beeinträchtigung von Rogers’ amerikanisch-ägyptischen Annäherungserfolgen in Kairo dar. Im Gegenteil wird das eingeleitete Zusammenspiel zwischen den Präsidenten Nixon und Sadat um so besser funktionieren, je mehr die Israelis ihren eigenen Weg gehen.

Die Startschwierigkeiten mit dem

Suazprojekt, .die Rogers auf seiner Reise erkunden mußte, bedeuten aber nicht, daß der amerikanische Außenminister in dieser Hinsicht gar nichts erreicht hätte. Es scheint sogar arabisch-israelische Übereinstimmung in allen Fragen erreicht worden zu sein, wann und wie weit sich die israelischen Truppen auf Sinai zurückzuziehen haben, damit die Ägypter den Kanal öffnen. Auch die Postierung (beschränkter ägyptischer Einheiten auf dem Ostufer in unmittelbarer Kanalnähe scheint kein allzu großes Hindernis mehr zu sein, doch hat sich die Zukunft der Feste Scharm El-Scheich an der zwischen dem Sinai und Saudi- Arabien liegenden Meeresstraße von Tiran zum Stein des Anstoßes für Rogers eilende Friedensschritte entwickelt. Wollen die Ägypter diesen strategischen Punkt schon in das jetzige Räumungspragramm einbezogen wissen, so wollen die Israelis zumindest bis zu einer Gesamt-

löeung für alle von ihnen besetzten Gebiete und vielleicht sogar für immer in Scharm El-Scheich bleiben.

Es ist daher nicht ausgeschlossen, daß Rogers den Plan einer Teillösung aufgeben und sich bald einer totalen Friedensregelung zuwenden muß. Eine solche ist der arabischen Seite auf jeden Fall lieber und könnte auf der Basis der neuen Kooperationsbereitschaft Kairos mit Washington bei einem nicht zu unnachgiebigen Verhalten Israels in der Rückzugsfrage auch Zustandekommen. Dabei wird dann natürlich auch die Position der Sowjetunion als Freund und Helfer der Araber durch lange Jahre, in denen man im Weißen Haus nur von Israel etwas wissen wollte, eine große Rolle spielen. Vor allem das ägyptische Volk wird ‘diese Unterstützung nicht so schnell vergessen, wenn es auch gerne neben den Experten aus den sozialistischen Ländern wieder amerikanische Touristen und Geschäftsleute sähe.

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