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Wiener Galerien

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Galerie Spectrum (1., Mahlerstraße 1, bis Ende Mai): Pater Carer, bekannt als treuer Verfechter eines rigiden Photorealismus, scheint sich weiterentwickelt zu haben, scheint aus der schon erstarrenden naturalistischen Darstellung ausgefressener Kleinbürger herausgekommen zu sein. Die neuen Pastellzeichnungen sind weniger klischiert, weniger aufdringlich, dafür subtiler, vielfältiger und damit auch treffender. Die kleinen, fast unbemerkten Schäden des Konsumbürgers, die Scheinsinnlichkeit, die Scheinausgelassenheit - all diese Momente sind viel stärker ausgeprägt, sind einfach präsent. Starre Formen lösen sich auf, fließen auseinander, akzentuieren das Flächenhafte. Peter Carer ist auf dem besten Weg, einen eigenen Stil zu finden.

Theseustempel (Volksgarten, bis Mitte Mai): Scheinbar naive Kunst produziert Thomas Stimm. Hinter ruhigen, bäuerlichen Gestalten verdeckt er Aggressionen, sexuelle Momente, läßt Form und Inhalt kontrastieren, paraphrasiert die Friedlichkeit der Naiven.

Galerie Prisma (1. Singerstraße 3, bis Mitte Mai): Unter der Etikette „Nonkonformismus in der Kunst“ wird immer mehr Unfug getrieben. Künstler, die schon seit einiger Zeit im Westen leben, werden immer noch als Dissidenten geführt, um einerseits Käuferschichten anzulocken und anderseits erschreckende stilistische und formale Mängel zu kaschieren. So auch hrder Galerie Prisma; die „Russischen Non-konformisten“ sind Künstler, die schon lange bei uns arbeiten, deren Exponate auch im Westen gefertigt wurden. Gut sind sie allesamt nicht. Moden halten sich nicht allzulange.

Französisches Kulturinstitut (1., Lobkowitzplatz 2, bis 19. Mai): „Corri-da“ nennt Edith Hultzsch ihre Sammlung von Aquarellen zum Stierkampf, wie er in der französischen Camargue betrieben wird. Kraftvolle,' manchmal expressiv überspitzte Szenen, die momenthaft Stimmung verdichten.

Galerie am Rabensteig (1., Rabensteig 3, bis Mitte Mai): Roswitha Ha-madmi, nebenbei auch literarisch tätig, scheint in ihren Bildern auf den ersten Blick naiv, idealistisch, simplifizierend, wie sie einfach Objekte aus ihrer nächsten Umgebung registriert.

Doch hinter der lieblichen Oberfläche wird Traurigkeit spürbar über den Verlust einer Harmonie, einer ruhigen Poesie.

Bawag-Foundation (1., Tuchlauben 5, bis 16. Mai): österreichische Kunstprominenz von Hutter bis Fuchs hat sich versammelt; für eine offizielle Repräsentation österreichischer zeitgenössischer Kunst in Israel. Eine ziemlich phantasielose Auswahl phantastischer Realisten, die sich gefährlich dem Marketingkitsch nähert. Schade, denn Österreich hätte weit mehr zu bieten als immer dieselben Namen und Klischees.

Galerie Curtze (Grünangergasse 5, bis Ende Mai): Henri Michaux, Surrealist und Mitbegründer der Popart, wird mit wichtigen Werken vorgestellt, die gut seine malerische Entwicklung zeigen. Eine vor allem didaktisch geglückte Schau.

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