Eigentlich hätte Alfred Gusenbauer Grund zur Freude: In Salzburg hat Gabi Burgstaller erstmals in einem traditionell "schwarzen" Bundesland die Stimmenmehrheit erobert, in Kärnten hat die SPÖ zugelegt - wenn auch nicht genug.
Die Freude haben ihm die Kärntner Genossen verdorben. Deren blitzartiger Abschluss einer blau-roten Koalition bringt den SP-Vorsitzenden ins Schleudern. Tag für Tag wechselt er die Argumente: Einmal ist Kärnten ein "Sonderfall", was möglicherweise für die Kärntner Partei gilt, nicht aber für die Landesverfassung. Alle Parteien sind in der Landesregierung vertreten, der Landeshauptmann braucht im Landtag eine Mehrheit. Die Kärntner SPÖ hätte sich also zurücklehnen können und schauen ,wie lange die ÖVP zum Umfallen braucht. Stattdessen beeilte sie sich, die erste beim Umfallen zu sein.
Dann geht die SPÖ, so Gusenbauer, vom "Axiom" der Abgrenzung ab und beurteilt ab nun jede Partei nur mehr nach ihren Inhalten. Als ob sich Haider als Person und die FPÖ mit ihren Inhalten seit 2000 verändert hätten. Als unter den bisherigen Haider-Gegnern Unmut ausbricht, macht Gusenbauer wieder einen Rückzieher. Die SPÖ werde mit der FPÖ auf Bundesebene keine Koalition abschließen. Haider hingegen frohlockt, dass Blau-Rot auch auf Bundesebene denkbar sei.
Die taktischen Bocksprünge der SPÖ verwirren die Wähler. Wie glaubwürdig sind Positionen, wenn sie über Nacht gewechselt werden? Gusenbauers Schleuderkurs droht zusätzlich den SP-Präsidentschaftskandidaten zu beschädigen, der auf grüne und liberale Stimmen hofft. Heinz Fischer, der am 26. März sein Hearing mit den Grünen absolviert, braucht einen klareren Kurs als Gusenbauer, wenn er grüne Wähler nicht verscheuchen will.
Die Autorin war ORF-Journalistin und Dokumentarfilmerin.
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