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Was folgt aus Kärnten?

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Auch wenii der zwischen ÖVP und FPÖ in Kärnten geschlossene Pakt von Landeshauptmann Zernatto, der offenbar Angst vor dem eigenen Mut bekommen hat, gekündigt wurde und jetzt ein Pakt zwischen ÖVP und SPÖ geschlossen wurde, ist die Option einer kleinen Koalition zwischen ÖVP und FPÖ nach den Nationalratswahlen auf Bundesebene nicht aus der Welt.

Die Möglichkeit einer solchen Koalition wird nicht nur während des Wahlkampfes als von der SPÖ an die Wand gemaltes Schreckgespenst fungieren, sie kann auch, vorausgesetzt, daß ÖVP und FPÖ (wie in Kärnten) zusammen eine Mehrheit haben, nach den Wahlen als reale Variante aufleben.

Könnten die ÖVP und ein Obmann, der im Amt bleiben will, ein Angebot der FPÖ, so wie in Kärnten den Landeshauptmann, im Bund den Kanzler zu stellen, ablehnen und sich weiterhin mit der Rolle des Juniorpartners in einer großen Koalition zufriedengeben? Wohl schwerlich. Und müßte die SPÖ, wenn die ÖVP dennoch koalitionstreu bliebe, aber zu hohe Forderungen für diese Selbstverleugnung stellte, nicht den Weg der Opposition wählen, um ihrem Auftrag - ohne das Gesicht zu verlieren - als stärkste Partei gerecht zu werden?

Dann könnte eintreten, was Jörg Haider Vranitzky schon vor Jahren prophezeit hat: daß sich die SPÖ am Ende seiner politischen Laufbahn auf der Oppositionsbank wiederfinden würde. Vranitzky würde dann als jener Parteiführer in die Ge- ' schichte eingehen, der die SPÖ auf einen historischen Tiefstand heruntergewirtschaftet hat; und als jener langjährige Regierungschef, der die SPÖ aus der Regierung, in der sie seit einem Vierteljahrhundert die Führung hat, herauskatapultiert hat.

Noch ist es nicht so weit, auch nicht sehr wahrscheinlich, aber nicht mehr ausgeschlossen. Um dieses Schicksal aber vom Land und Partei abzuwenden, wird es nicht genügen, daß sich Vranitzky auf den Kanzlerbonus und auf den Auftrieb, den eine gewonnene EU-Volksabstimmung mit sich brächte, verläßt. Dazu wird noch viel Knochenarbeit erforderlich sein: nicht auf Auslandsreisen und auf Partys, sondern in den Niederungen von Land und Partei.

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