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In diesen Tagen habe ich an einer Hochzeitsfeier teilgenommen. Die Kirche war weniger als auch schon erlebt mit aufwendigem Blumenschmuck versehen, umso auffallender waren andere Elemente dieser Feier.

Da wurde getanzt, gelacht, gewunken und gesungen, und zwar ungezwungen und nicht gekünstelt aufgesetzt. Vor dem Gottesdienst war es nicht drückend still in der Kirche, sondern Menschen begrüßten einander, man sah das eine oder andere Lächeln, da und dort eine Umarmung. Die Liturgie dauerte zwei Stunden und wurde doch niemandem lange, weil jede und jeder mit Kopf und Herz dabeisein konnte, es war Bewegung darin, Freude und Mitfreude, Spontaneität und doch kein Wildwuchs. Der Übergang zum Empfang danach war fließend. Da feierten zwei Menschen mit und vor Gott, und alle Anwesenden wurden mitgerissen und feierten mit.

Ich bin sicher: Viele von Ihnen haben schon ähnliches erlebt. Und vermutlich teilen Sie auch mit mir das Empfinden, wie gut das tut, und die Einsicht, wie notwendig das für uns ist.

Wir brauchen in unserem Leben, in unseren Kirchen immer wieder solche Hoch-Zeiten, eben: Anläße, die uns in ein atmosphärisches Hoch bringen oder uns darin halten, damit wir auch emotional die Schönheit unseres christlichen Lebens erfahren und so besser begreifen können.

Zugegeben: Gerade im religiösen Bereich tun wir uns mit emotionaler Unbefangenheit ein bißchen schwer, insbesondere nördlich der Alpen. Liturgie ist für uns eine ernste Sache; vor lauter Ehrfurcht gegenüber Gott im Kirchenraum vergessen wir, daß neben uns auch Menschen sitzen (oder ist es nur, daß wir froh sind, uns mit dieser formidablen Ausrede nicht mit ihnen abgeben zu müssen?). Gefühle, vor allem gezeigte, sind da weitgehend verbannt, lediglich bei Trauergottesdiensten sind sie hoffähig.

Hoch-Zeiten kann man nicht herbeizaubern, auch nicht einfach "machen". Aber wir können das Klima, das Umfeld dafür begünstigen, selbst in unseren allsonntäglichen Gemeindegottesdiensten. Das hilft zu erleben, was das heißt: Gemeinschaft der Glaubenden. Und letztlich können wir erst dann von Kirche reden.

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