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Drei Jahre, um Olbrich zu retten

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Er hat einen neunen Schreibtisch be kommen, dazu ein eigenes Telephon: „Und jetzt hab’ ich auch die Verantwortung am Hals, muß Statuten verteidigen, gegen alle; die diese gar nicht so schlechten Statuten unbedingt ab- ändem wollen, muß die Wünsche vieler Mitglieder prüfen… Aber immer, wenn ich auf Schwierigkeiten stoße, sage ich mir: Alle Institutionen versichern uns ihrer Loyalität. Unsere Position kann also nicht gar so schwach sein!” Hermann Painitz, Mittvierziger, bekannt geworden als Vertreter eines informationstheoretischen Bereichs in der Kunst, ist für vorerst zwei Jahre Präsident des renommierten Kunstinstituts „Wiener Secession” geworden. Er hat nach Paul Meissner die Aufgabe, das Haus auf einen neuen Kurs zu bringen.

Der Start scheint aber etwas mühsam. Die großen Pläne sind vorerst Zukunftsmusik. „Wenn einer dieses Amt übernimmt, ist bereits ein ganzes Jahr vom Vorgänger vorgeplant” erklärt Painitz seine Lage. Er müßte also

Präsidentensessel behalten, um wenigstens einiges verwirklichen zu können.

Immerhin liegen große Pläne bereits vor. Er spricht von einem Ton-Video- Raum für Ausstellungen mit Diapro- jektionen („Wie auf Messeständen, nur halt für Kunst!”), spricht auch von einem notwendigen Lese- und Informationsraum, wo man nachschauen kann, was sich in der Kunst international tut. Und er spricht vor allem von der „Rettung und Instandsetzung” des Bauwerks Secession von Olbrich, von der „Re-Architektonisierung”, die drei Jahre dauern wird, aber endlich die katastrophalen Verschandelungen an diesem Hauptwerk des Wiener Jugendstils beseitigen soll. Und dann gibt es noch Pläne für eine Werbebroschüre in Sachen Secession, für das konsequente Vorstellen österreichischer Kunst in neu ausgebauten Kellerräumen, für große Ausstellungen…

Was fürs erste feststeht, sind allerdings wirklich nur ein paar Ausstellungen: So Fritz Wotrubas Werk (18. Oktober bis Dezember 1977), und zwar gemeinsam mit der Akademie der bildenden Künste, eine Ausstellung der Arbeiten Bischofshausens, eine Simplicissimus-Schau aus München, Heinz Stangls Bilder, Kärntner Malerei zu den Festwochen 1978.

Im Projektstadium ist eine von Painitz konzipierte Ausstellung: „Mode und Meinung”, eine Dokumentation seit den vierziger Jahren. Painitz wird sie selbst gestalten. Als Beitrag zum Secessionsmotto „Der Zeitihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit”. „Die Medien sollen mitmachen” wünscht sich Painitz, „ich möchte die ersten TV-Pro- gramme zeigen, Zeitungstypen von damals, Journale… Objekte, die dieses Prinzip der Flüchtigkeit auf informationstheoretischer Grundlage dokumentieren … vom spitzen Schuh zum Minirock - eine Kulturgeschichte der Vergänglichkeit’”

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