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Frauen für mehr Moral

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Die Zeiten der schon sprichwörtlichen Toleranz gegenüber allzu freizügiger Haltung sind in England anscheinend vorbei. „In der britischen Gesellschaft ist ein eindeutiger Trend zu mehr Autorität festzustellen. Das ist nicht im negativen Sinn zu verstehen. Autorität erhält vielmehr ihren ursprünglichen Wert, der im antiken Verständnis von Einheit und Tradition wurzelt“, heißt es in einer Untersuchung des unabhängigen

„Social and Community Planning Research“.

Die Analysen und Umfrageergebnisse zeigen unter anderem, daß die überwiegende Mehrheit der britischen Gesellschaft die „Thatcherischen Werte“ einer sogenannten Unternehmerkultur zwar ablehnt, gleichzeitig aber die Wichtigkeit von Privatinitiativen erkennt.

Neidlos werden auch steigende Einkommen und Gewinne des wirtschaftlichen Aufschwungs bejaht, obgleich die ausgeschütteten Dividenden für Aktionäre eher bescheiden.

Gleichgeblieben ist aber der „britische Geist“. Es ist jene Lebenshaltung, die logische Widersprüche im alltäglichen Leben überwindet und bei Ausländern viel Verwirrung hervorruft.

Diese britische Eigenart hatte schon George Orwell 1940 beschrieben: „England, das ist eine eigenartige Mischung von Wirklichkeit und Illusion, von Demokratie und Privilegien, von Diebstahl und Gutem, ein subtiles Netz von Kompromissen. Diese sind es, die die Nation bewahren ...“

Schließlich zum Thema Sexualität: Die Engländer sind, so sagt die Umfrage, eher nachsichtig, wenn ein verliebtes, noch unverheiratetes Paar eine Nacht miteinander verbringt. In allen anderen Fällen dagegen ist die Haltung strenger geworden.

Vor fünf Jahren wurde Ehebruch von 83 Prozent der Befragten abgelehnt (gleich viel Männer wie Frauen), heute sind es 88 Prozent. 1983 sahen nur 63 Prozent homosexuelle Beziehungen als „wrong“, also unmoralisch, an, heute sind es immerhin 74 Prozent. Vor fünf Jahren waren nur 32 Prozent der Briten für behördliches VerboJ von zweifelhaften Filmen und pornographischen Zeitschriften, und heute können sich 38 Prozent für dieses Anliegen erwärmen. “ 1983 verlangten nur 50 Prozent, daß Ärzte Jugendliche nicht über Verhütungsmittel aufzuklären hätten. Heute hegt dieser Wert bei 60 Prozent.

Aus diesen Ergebnissen läßt sich eine antipermissive Tendenz herauslesen. Diese — so die Autoren der Untersuchung - gehe in erster Linie auf die Frauen zurück. Es sind vor allem sie, die mit mehr Moral ernstmachen wollen.

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