Asylpolitik: Auslagerungspläne gescheitert

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Julia Mourão Permoser über einen Lichtschimmer am dunklen Himmel der euorpäischen Asylpolitik.

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Julia Mourão Permoser über einen Lichtschimmer am dunklen Himmel der euorpäischen Asylpolitik.

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Seit vielen Jahren träumen Europäische Politiker davon, Asylwerber in Länder außerhalb Europas auszulagern. Bereits im Jahr 2017 schlug die damalige Bundesregierung unter Kanzler Christian Kern und Außenminister Sebastian Kurz vor, die EU solle Zentren in Afrika bauen, wohin Flüchtlinge, die die EU über das Mittelmeer erreichen, zurückgebracht werden.

Ähnliche Auslagerungspläne wurden seitdem in regelmäßigen Abständen in mehreren EU-Ländern geäußert. Zuletzt beschloss Großbritannien, Bootsflüchtlinge nach Ruanda zu verlagern, und Italien hat einen ähnlichen Deal mit Albanien abgeschlossen. Kann das die Lösung für die Asylproblematik in Europa sein? Können wir durch Auslagerung von Asylwerbern gefährliche Migrationsrouten schließen, ohne unsere internationalen Verpflichtungen zu gefährden? Am 15. November beantwortete der Oberste Gerichtshof in London diese Frage mit „nein“. Ruanda sei kein sicheres Land.

Das Prinzip der Nichtzurückweisung könne dort nicht garantiert werden. Laut Gericht würde nicht einmal ein Ausstieg aus der Europäischen Konvention zum Schutz der Menschenrechte daran etwas ändern, denn das Prinzip von Nichtzurückweisung gilt als Gewohnheitsrecht und bliebe daher weiterhin gültig. Zu Ende gedacht bedeutet das Urteil Folgendes: Um eine solche Politik verfolgen zu können, reicht es nicht einmal, aus einer Menschenrechtskonvention auszusteigen; es wäre notwendig, die Idee von Menschenrechten an sich aufzugeben.

Das Urteil ist ein herber Rückschlag für die Auslagerungspläne aller Europäischen Staaten. Es zeigt, dass Menschenrechte Vorrang haben müssen vor einer instrumentellen Logik, die Menschenrechtsverstöße im Kauf nimmt, um Migrationsrouten durch Abschreckung zu schließen. In einer Zeit, wo ohnehin wenig Grund zum Glauben an die Macht des Rechts besteht, ist das ein wichtiger Lichtschimmer. Möge das Urteil Schule machen.

Die Autorin ist Professorin für Migration und Integration an der Donau Universität Krems

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