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O du schönes Salzburg!

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Hoch im Blau sind Orgelklänge“, hat Georg Trakl die schöne Stadt Salzburg besungen, und er hatte recht mit seiner hymnischen Begeisterung. Zudem konnte der Glückliche noch den Blick von der Stadtbrücke nach der Müllner Kirche und in den Himmel hinauf schweifen lassen, ohne daß er von den Rie-

senlettern in Gelb gestört worden wäre, die ein auf dem Mönchsberg liegendes Nobelrestaurant aufdrängen, dazu überschattet von dem gegenständlichen Bau, der ebenfalls in auffallender Farbe prangt.

Welche Stadtväter da mitgewirkt haben, weiß heute niemand mehr, und hoffentlich haben sie selbst in Reue erkannt, was sie da großzügig bewilligt haben.

Schlimmer noch sind diejenigen dran, die für den Hochhausbau des Hotels am Bahnhof geradestehen müssen. Sie haben ein Viertel von Betonblocks eingeleitet, das den Blick von der Autobahn auf die Stadt schmerzhaft verstellt.

Hier könnte auch der gute Wille nichts helfen. Er wird auch nicht bewirken können, daß die einmalige Gelegenheit, auf dem Dach des Festspielhauses einen faszinierenden Pausenraum zu schaffen, versäumt worden ist. Anders vielleicht bei der nicht minder schönen Terrasse auf dem „Hotel Stein“, die lieblos betrieben und abends dem Festspielpublikum entzogen wird. Dies gewiß nicht im Sinne des verehrten Faustkenners und ehemaligen Hoteliers

Grasmayr, zu dessen Lebzeiten der köstliche Anblick der nächtlich glitzernden Stadt am Fluß hier genossen werden konnte.

Noch etwas könnte für die Fremden getan werden: sie sind zum guten Teil Spätaufsteher, aber kaum sind sie aus den Federn, werden ihnen die Geschäfte, sogar die Banken, vor der Nase zugesperrt. Sie sind die strikte Zwölfuhrsperre aus ihren Städten hier nicht gewöhnt; eine kleine halbe Stunde später Ladenschluß, und viel Verärgerung wäre vermieden.

Man tut ohnehin viel für die Besucher. Aber wer macht sie auf den herrlichen Kapuzinerberg aufmerksam, wer verrät ihnen das Geheimnis eines völlig menschenleeren Parks, über die poeti sche Steingasse in wenigen Minuten erreichbar, des Arenbergpar- kes, mit seinen uralten Bäumen und lauschigem Grün? In welchem Prospekt des Landes wiederum ist ein eindrucksvoller Hinweis auf die ebenfalls leicht erreichbare Burg Hohenwerfen gegeben, die sich an einen gewaltigen Kalkfelsen anschmiegt? Ehedem gab es hier eine Burgführung, heute irrt der Besucher verloren durch endlose Wehrgänge und landet vor der Türe einer Unterkunft für die Gendarmerie in den kostbaren alten Räumen. Was ihn in Erinnerung an die forsche Salzburger Polizei — auch da wäre manches zu bessern, wäre mehr österreichische Courtoisie hervorzukehren — nicht sympathisch berührt. Die schöne Stadt!

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