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Erste Früchte der „Linken Mitte“

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Denn aus dem Gesagten geht eindeutig hervor, daß, unbeschadet des vorhersehbaren kleinen Rückschritts der Democrazia Cristiana, das, worum es bei den Wahlen eigentlich gegangen ist, die Bestätigung der demokratischen Parteien nämlich und der „Linksöffnung“ als Mittel zur Verbreiterung der demokratischen Basis, von Erfolg gekrönt war. Diese Basis, von den Liberalen bis zu Nennis Linkssozialisten reichend, beträgt heute 55,9 Prozent, 1960 erzielten die gleichen Parteien nur 52,6 Prozent.

Aber die Arithmetik wird hier den politischen Realitäten kaum gerecht: sie berücksichtigt nicht, daß die Linkssozialisten 1960 noch Verbündete Togliattis waren und daß sie heute Verbündete der Demokratie sind. In Wirklichkeit müßte man daher sagen, daß das demokratische Lager von 41,2 auf 5 5,9 Prozent anwuchs.

Bei all dem muß freilich eingeräumt werden, daß die Gemcinde-wahlen vom 10. Juni nur insgesamt neun Prozent der italienischen Wählerschaft betroffen haben und

überdies regional recht ungleichmäßig verteilt waren, indem ihr Hauptgewicht in Mittel- und Süditalien lag. Außerdem hatte es sich nicht um typische, sondern ganz spezielle Situationen gehandelt, die durch die Wahlen saniert werden sollten. In Rom und Bari haben die Neofaschisten ihre Hochburgen, in Neapel sind die Monarchisten über Gebühr stark durch die Persönlichkeit des Parteiführers Achille Lauro; in Pisa wieder haben die Kommunisten seit langem eine privilegierte Stellung. Es war dies auch die einzige Stadt, wo sie zugenommen haben. Aber wenn der eher rechts stehende Süden zur „Linksöffnung“ „Ja“ gesagt hat, darf man annehmen, daß es der eher links stehende Norden noch entschiedener tun würde. Die Bekräftigung dieser Meinung kann und wird freilich erst bei den politischen Wahlen im kommenden Jahr erfolgen.

Das Hauptinteresse richtet sich naturgemäß auf Rom, wo die Parteien der linken Mitte 49,42 Prozent der Wählerstimmen und genau die Hälfte der Sitze, 40 von 80, errungen haben. Die Lösung der permanenten Krise im Gemeindesenat wird durch dieses Ergebnis nicht erleichtert. Wenn es zur Wahl des Bürgermeisters kommt, könnte er aus dem dritten Wahlgang hervorgehen, wenn nicht mehr die absolute, sondern nur die relative Mehrheit nötig ist. Eine andere Lösung als die durch die linke Mitte ist weit und breit nicht zu sehen, denn die Ablehnung auch nur einer einzigen neofaschistischen oder kommunistischen Stimme, die entscheiden würde, ist absolut bei der DC. Der Schatten des Regierungskommissars steht aber ebenso hinter Rom wie hinter Neapel.

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