Nicht getrennt - Gott sei Dank!

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Die FURCHE-Herausgeber

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Wieder hat HC Strache erreicht, was er wollte: Die Empörung aller "Anständigen" - mit kleinen Ausfällen ins Unlogische, ja Peinliche. Und die Freude, ja Begeisterung all jener, die seine Unverfrorenheit und seine Medienpräsenz bewundern - und seine Feindbilder teilen. Der zynische Dank Andreas Mölzers beim Bundespräsidenten für die Mobilisierung der FP-Wählerschaft spricht Bände.

Wenn sogar die "Presse" - einst Bollwerk bürgerlicher Werte - dem FP-Anführer für seinen Impuls dankt, endlich über Europas Identität nachzudenken, dann muss man zugeben: Sein unbeirrtes Kreuzrittertum (2006: "Daham statt Islam", 2009: "Abendland in Christenhand") bringt reiche Beute. Welch eine Groteske: Ausgerechnet die antiklerikalste aller Parteien suggeriert uns, ihr Chef trage ständig ein gut 50 Zentimeter großes Holzkreuz mit sich.

Vorteil der Kooperation

So wichtig es war, der Islam-Hetze Straches entgegenzutreten, so deutlich zeigen die jüngsten Reaktionen, wie realitätsfern viele Verantwortliche, vom Staatsoberhaupt abwärts, jetzt die "feinsäuberliche Trennung von Religion und Politik" beschwören. Von Kirche und Staat also. Tatsächlich ist in unseren Rechtsgrundlagen keine Rede von solcher "Trennung". Gottlob. Statt des einstigen Staatskirchentums und eines strikten Laizismus (der selbst in Frankreich und der Türkei nur auf dem Papier steht), hat sich bei uns längst jenes Erfolgsmodell einer fruchtbaren Zusammenarbeit von Staat und Kirche bewährt - unter wechselseitigem Respekt der Unabhängigkeit.

In zehn Hofburgjahren, in denen ich für zwei Bundespräsidenten manchen Redeentwurf beistellen durfte, habe ich mich gern eines Bildes bedient: "Staat und Kirche (Kirchen) arbeiten letztlich im selben Bergwerk." Beide dienen ja - auf unterschiedliche Weise - denselben Menschen, die zugleich Gläubige (auch Gelegenheits- oder Nichtgläubige) und Bürger sind.

Dieses Kooperations-Modell hat - zum Vorteil aller - auch unser staatliches Regelwerk durchsetzt: Vom Schul- und Sozialwesen über die kirchliche Begutachtung relevanter Gesetzesentwürfe bis zum Rundfunkgesetz, das ausdrücklich die "angemessene Berücksichtigung" der anerkannten Kirchen bei der Programmgestaltung festhält.

Distanz muss gewahrt bleiben

Freilich: Dieses Modell ("Freie Kirche in einer freien Gesellschaft") setzt ein hohes Maß an gegenseitiger Rücksichtnahme voraus. Eine Kirche, die ihre Bodenhaftung und ihre Parteien-Distanz verlöre, würde diesen Konsens unterminieren. Und ebenso gefährlich ist jeder Missbrauch der Religion (und ihrer Symbole) durch politische Gruppierungen.

Der jetzt so "wehrhafte Christ" HC Strache kennt den Widersinn seiner kreuz-fidelen Tabubrüche genau: Letztlich spielt er jenen in die Hände, die sich schon längst ein Zurückdrängen christlicher Werte und kirchlicher Wortmeldungen wünschen. Und die nun schenkelklopfend erzählen, in HC hätten zwei Ideologien von vorgestern wieder zusammengefunden.

Wer jetzt von "Trennung" spricht, verkürzt eine Realität, die zu den großen Errungenschaften unseres Landes zählt. Aus bitterer Erfahrung gewachsen - und ein Segen für Österreich.

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