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In den Galerien

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Manfred Scheer, der Besitzer der „Galerie 6“ in der Bäckerstraße, hat in seiner neuen, seit Dezember eröff- neten „Galerie 10“, Wien I, Getreidemarkt 10, letzter Stock, in angenehmen Räumen Arbeiten von Ernst Fuchs, Wolfgang Hutter und Hubert Aratym ausgestellt. Diese Ausstellung ist deswegen interessant, weil sie ganz frühe Arbeiten von Hutter und Fuchs zeigt, in denen sich Fuchs zwar als begabter Epigone, aber weniger als der Eklektiker der letzten Jahre erweist. Hutters Weg deutet sich als sehr geradlinig und konsequent im systematischen Ausbau der begrenzten Möglichkeiten dekorativer Verspieltheit, und Aratym pflegt nach wie vor die anscheinend vom frühen Luręat befruchteten in der Luft flatternden, nicht knitterfreien Draperien und gesichtslosen Fetzenpuppen, deren etwas monotonem Dekor die wenig geschmackvolle Farbe entgegenwirkt. Die Galerie ist nur jeden Montag und Donnerstag von 14.30 bis 16.30 Uhr geöffnet.

Frühe Arbeiten, wenn auch nur wenige aus den Jahren 1947/53, sind auch von Josef Mikl zu sehen; in der Ausstellung die ihm seine Hausgalerie nächst St. Stephan gewidmet hat. Erscheinen sie in der Formung dich ter, dynamischer und konkreter als die neueren, so ist bei diesen doch in der letzten Zeit — vor allem in den Gouachen — eine starke Verfeinerung in der Farbigkeit durch die Verwendung von Lasuren festzustellen, die nun gegenüber der früher oft simplen Farbigkeit und dem primitiven Farbauftrag reichere und malerische Grauwerte betonen. Den sehr präzisen Titeln der Darstellungen, den „Büsten“ und „Figuren" entspricht allerdings nicht die Dichte der Vorstellung und Ausführung. Mikl sucht anscheinend noch immer mit bewunderungswürdiger Hartnäckigkeit nach einem gangbaren Weg, der die Gefahren der Dekoration umgeht.

Peter Nemetschek verwendet in seinen Blättern in der Galerie Peithner-Lichtenfels die Mittel der Photographie und der Heliogravüre, um durch die verzerrte Wirklichkeit dekorativ-graphische und anamorphe Wirkungen mit Pop-Charakter herzustellen. Die Blätter sind technische Gags und keine Gestaltung, kabarettistische Laboratoriumsprodukte, die bei aller Virtuosität eher in ein modisches Monatsmagazin als in eine Ausstellung gehören.

Von menschlicher Tiefe sind dagegen die Bilder der „Wiener Vorstadt“ des Laienmalers Leopold Kellermann in der „Galerie Autodidakt“, hinter deren technischen Unbehol- fenheit empfundene und erlebte Wirklichkeit steht. Dieser naive Maler, der nicht mit dem Anspruch eines Künstlers auftritt, beweist in seinen Ölbildern und Aquarellen ein waches Auge für die schäbige Schönheit und hoffnungslose Verkommenheit der Peripherie und eine manchmal überraschende Treffsicherheit, sie umzusetzen. In seiner schlichten Intensität nähert er sich Laske und Zülow an.

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