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Die alte Welt lebt

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BRIEFE AUS DER VERBANNUNG (TRISTIA UND EPISTULAE EX PONTO). Von O v i d. Lateinisch und deutsch. Übertragen von Wilhelm Willige. Eingeleitet und erläutert von Georg Luck. Wie alle folgenden im Artemis-Verlag, Zürich und Stuttgart, 1963/64. 594 Seiten. Preis 34.50 sFr. — LIEBESELEGIEN. Von Proper! und T i b u 11. Lateinisch und deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Georg Luck, 506 Seiten. Preis 183.50 S. — PYTHAGORAS. Von Iamblichos. Herausgegeben, übersetzt und elngeieitet von Michael von Alb recht. Griechisch und deutsch. 380 Selten. Preis 31.50 DM. - In der Reihe „Lebendige Antike“: DIE HEERFAHRT DER ATHENER NACH SIZILIEN. Von Thukydides. Herausgegeben und übertragen von Georg Peter Landmann. 136 Selten. Preis 4.80 DM. — RÖMISCHES ALLTAGSLEBEN. Von Rudolf Heim. 64 Selten. Preis 38.10 DM. — LEIBESÜBUNGEN IM ALTEN ATHEN (ANARCHASIS). Von Lukian. Eingeleitet und übertragen von Erwin S t e 1 n d 1. 80 Seiten. Preis 3.80 DM. — GAUDEAMUS. Lieder von Scheffel, In Lateinische übertragen von Peter Wiesmann. 93 Seiten. Preis 4.80 DM.

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BRIEFE AUS DER VERBANNUNG (TRISTIA UND EPISTULAE EX PONTO). Von O v i d. Lateinisch und deutsch. Übertragen von Wilhelm Willige. Eingeleitet und erläutert von Georg Luck. Wie alle folgenden im Artemis-Verlag, Zürich und Stuttgart, 1963/64. 594 Seiten. Preis 34.50 sFr. — LIEBESELEGIEN. Von Proper! und T i b u 11. Lateinisch und deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Georg Luck, 506 Seiten. Preis 183.50 S. — PYTHAGORAS. Von Iamblichos. Herausgegeben, übersetzt und elngeieitet von Michael von Alb recht. Griechisch und deutsch. 380 Selten. Preis 31.50 DM. - In der Reihe „Lebendige Antike“: DIE HEERFAHRT DER ATHENER NACH SIZILIEN. Von Thukydides. Herausgegeben und übertragen von Georg Peter Landmann. 136 Selten. Preis 4.80 DM. — RÖMISCHES ALLTAGSLEBEN. Von Rudolf Heim. 64 Selten. Preis 38.10 DM. — LEIBESÜBUNGEN IM ALTEN ATHEN (ANARCHASIS). Von Lukian. Eingeleitet und übertragen von Erwin S t e 1 n d 1. 80 Seiten. Preis 3.80 DM. — GAUDEAMUS. Lieder von Scheffel, In Lateinische übertragen von Peter Wiesmann. 93 Seiten. Preis 4.80 DM.

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Tomi, heute Conßtanza, war zu Augustinus’ Zeiten ein elendes Nest mit urigen Einwohnern und barbarischen Wintern. Was es für Publius Ovidius Naso (43 v. bis 17 n. Chr.), den Dichter der gesicherten Augusteischen Friedensordnung und ihrer versnobten hauptstädtischen Gesellschaft, bedeutet hat, vom Kaiser im Jahre 8 n. Chr. über Nacht und aus bis heute nicht geklärten Gründen (möglicherweise wegen einer indiskreten Veröffentlichung über oder gar einer persönlichen Teilnahme an Altroms dolce vita) dorthin bis zum Lebensende relegiert (nicht eigentlich mit Vermögensentzug „verbannt“) zu werden, ist aus den aufgewühlten Versen dreier seiner Werke in den neun Unglücksjahren (von denen der „Ibis“ in die vorliegende Ausgabe nicht aufgenommen wurde) herauszulesen und mitzuempfinden. Die Verse sind Weltliteratur, ja, mit ihnen beginnt so recht die bis heute andauernde „Romsehnsucht des Abendlandes“. Jede Zeit muß sich diese Verse durch neuen innersten Rhythmus neu erobern. Die neue Übertragung und Herausgabe durch den bekannten Schweizer Artemis-Verlag hat das durchaus vermocht und damit seiner großen Metamorphosen- juibiläumsausgabe zum 2000. Geburtstag des Dichters (1957) ein würdiges Gegenstück zur Seite gestellt. ‘H- . I M

Die lebenssprühende Großstadt der Augustus-Epoche ist zusammen mit der italienischen Landschaft auch der Hintergrund für die eleganten, kultivierten und bisweilen schrecklich gebildeten Lie- beselegien zweier Zeitgenossen Ovids: des römischen Ritters Albius Tibullus (57 v. bis 19 n. Chr.) und des Sextus Propertius (53 v. bis 16 n. Chr.). Die vorliegende neue lateinisch-deutsche Ausgabe hat sich sehr in den stark zerstört überlieferten Text vertieft und viele alte und neue Verbesserungen aufgenommen. Dieser philologischen Akribie ist auch der deutsche Vers geopfert worden: Die Übertragung ist von sinntreuer, flüssiger, reiner Prosa.

Jamblichos aus Chalkis (gestorben um 330 n. Chr.), nach Plotin und Porphyries der dritte große Neu- platoniker, ist dem Laien so gut wie unbekannt. Aber auch der Fachmann wird interessiert nach dieser erstmaligen deutschen Übersetzung seines „Pythagoras“ greifen, der ausführlichsten, wenn auch nicht immer verläßlichen (800 Jahre post festum entstanden!) antiken Schrift über Pythagoras, keiner „vita“, sondern einer Darstellung der pythagoreischen Lebensform. Die Werktreue Übersetzung läuft links, rechts steht der schon seit langem nicht mehr greifbare griechische Urtext, der auf L. Deub- ners mustergültiger Ausgabe (Leipzig 1937) fußt.

Recht unterschiedlich an Wert und Brauchbarkeit sind die bisher vorliegenden vier Bändchen einer Sonderreihe des Verlages, „Lebendige Antike“. De® sonst recht spöttischen spätgriechischen Essayisten Lukian (zirka 125 bis 180 n. Chr.) seriöser und patriotischer philosophischer Dialog nach’ platonischem Mįuster über die Leibesübungen („Anarchasis“) und Ausschnitte aüs der Thukydides (zirka 460 bis 397 v. Chr.) „Peloponnesischem Krieg“ unter dem Titel „Die Heerfahrt der Athener nach Sizilien“ dürften eines begrenzten Interesses sicher sein. Nicht sehr glücklich war die Idee, aus Martial und Juvenal ein Mosaik des römischen Alltagslebens im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. herauszusplittern. Ein brillanter Spaß hingegen ist Peter Wiesmanns Versuch, Scheffels Studenten- und Wanderlieder in ein modern empfundenes, aber korrekt rekonstruiertes Latein etwa im Ton des Archipoeta zu übertragen — Zeugnis in besonderem Sinn für altes Leben und lebendige Antike.

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