6758606-1968_05_06.jpg
Digital In Arbeit

Mehr als Wahlen in Italien!

Werbung
Werbung
Werbung

Italiens Parlamentswahlen am 18. April 1948 erfüllten Europa und die westliche Welt mit Sorge und Spannung, die Kommunalsten, vor allem in Italien mit großer Hoffnung. Wie weit sich die kommunistischen Regierungen des Ostblocks Hoffnungen hingaben, ist uns nicht bekannt. Das Wahlresultat vom 18. April gab dem damaligen Ministerpräsidenten Alcidie de Gasperi eine absolute Mehrheit seiner Partei in der Kammer, es befreite den Westen vom Alptraum eines kommunistischen Italien, für die italienischen Kommunisten war es nach den Erfolgen bei den Kommunalwahlen im Jahre 1946 eine schwere Enttäuschung, für den Weltkommunismus war der Wahlausgang wenige Monate nach dem erfolgreichen Umschwung in Prag ein empfindlicher Rückschlag. Heute steht Italien wieder vor Parlamentswahlen, die für viele Jahre die entscheidenden Weichen stellen können, allerdings sind heute die Voraussetzungen wesentlich anders, vom Standpunkt der westlichen parlamentarischen Demokratie gesehen wesentlich ungünstiger.

Ein de Gasperi fehlt!

Vor allem fehlt eine staats- männische Persönlichkeit vom Rang de Gasperis, dem es gelang, die verschiedenen Strömungen seiner Partei unter seine Linie zu zwingen und darüber hinaus weiten Schichten der italienischen Wählerschaft Vertrauen einzuflößen. Im Jahre 1948 war die

Staatsautorität durch Krieg, Partisanen- und Nachkriegskämpfe, Niederlage und Gebietsabtretungen wohl angeschlagen, aber dennoch hatte die in den Jahren vor dem ersten Weltkrieg herangeredfte Generation ein anderes Verhältnis zu Staat und Nation, sie wußte, worum es ging, und dieses Gefühl be herrschte auch die Generation des zweiten Krieges. Heute ist die christlich-demokratische Partei nicht nur in zahlreiche Strömungen aufgespalten, sie steht auch noch unter der Belastung durch die persönlichen Bestrebungen der „Notabein“, der ehemaligen Premierminister. Vor allem der jetzige Außenminister Amintore Fanfani möchte wieder den Sitz des Regierungschefs erobern; er hat schon ausdrücklich erklärt, daß gemäß seiner Ansicht auch die Kommunisten der italienischen Regierungskoalition angehören sollten; ähnlich hatte sich auch der frühere Staatspräsident Gronchi ausgedrückt Die öffentliche Ordnung war dm Jahre 1948 Innenminister Mario Scelba anvertraut. Die Linke hat diesen Mann als bourboniscben Polizeiminister verteufelt, in Wirklichkeit war der ehemalige Sekretär Don Sturzos ein aufrechter Demokrat, aber ein energischer Mann, der keine Unentschlossenheit duldete. Heute fürchten die Staatsdiener, sich eventuell bei den kommenden Männern in schlechtes Licht zu setzen, und verhalten sich dementsprechend vorsichtig.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung