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Der Maler Rudolf Szyszkowitz

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Ein Jahr nach dem Tod des Malers Rudolf Szyszkowitz (am 6. Jänner 1976) erschien im Verlag Styria eine umfangreiche Monographie, die einen eindrucksvollen Überblick über das Werk des steirischen Künstlers vermittelt. Die bebilderte Dokumentation verfaßte Wilfried Skreiner, den Szyszkowitz noch selbst gebeten hatte, „sein Buch zu schreiben“, obwohl der Verfasser in der Sicht der Kunst eine wesentlich andere Position einnimmt. Trotzdem verband beide „über alle durch andere aufgeworfenen Gräben hinweg ein menschlicher, von Respekt gegenüber andersgearteten Positionen getragener

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Ein Jahr nach dem Tod des Malers Rudolf Szyszkowitz (am 6. Jänner 1976) erschien im Verlag Styria eine umfangreiche Monographie, die einen eindrucksvollen Überblick über das Werk des steirischen Künstlers vermittelt. Die bebilderte Dokumentation verfaßte Wilfried Skreiner, den Szyszkowitz noch selbst gebeten hatte, „sein Buch zu schreiben“, obwohl der Verfasser in der Sicht der Kunst eine wesentlich andere Position einnimmt. Trotzdem verband beide „über alle durch andere aufgeworfenen Gräben hinweg ein menschlicher, von Respekt gegenüber andersgearteten Positionen getragener

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Skreiner schildert den geradlinigen Weg eines Malers, der schon als Kind wußte, daß Malen für ihn Lebensinhalt war. 1905 als zweiter Sohn einer österreichischen Beamtenfamilie geboren, verbrachte Szyszkowitz seine frühe Kindheit großteils in Zara (Zadar), bis die Famüie im Ersten Weltkrieg nach Graz übersiedeln mußte. Schon in der letzten Klasse der Volksschule fiel dort sein Zeichentalent auf, in der Untermittelschule wurde er als „ganz besonders hervorragend begabt“ klassifiziert. Szyszkowitz schreibt selbst in der „Famüienchronik“ über diese Zeit: „Jeden Tag, und oft auch wach in der Nacht, sagte ich mir tausendmal vor: ,Du bist Maler! Wie werde ich aber ein wirklicher Maler?’ ‘‘Von der Kunstgewerbeschule in Graz, die noch keine Abteüung für Malerei hatte und in der er deshalb in der Büdhauerei ausge- büdet wurde, ging es an die Akademie der BUdenden Künste nach Wien, wo Szyszkowitz bereits während der Studienzeit mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde. Nach der Absolvierung der Meisterklasse bei Professor Sterrer arbeitete Szyszkowitz einige Jahre als freischaffender Künstler, wurde dann, erst dreißigjährig, als Professor an die Grazer Kunstgewerbeschule berufen, um dort die Meisterklasse für Malerei aufzubauen. Von da an spielte er im Kunstleben der Steiermark eine bedeutende Rolle, leitete darüber hinaus als Nachfolger Oskar Kokoschkas neun Jahre das Seminar für figurative Malerei der Internationalen Sommerakademie für Büdende Kunst auf der Festung Hohensalzburg, erhielt zahlreiche Preise und Ehrungen, veranstaltete Ausstellungen und stellte selbst auf internationalen Ausstellungen aus: ein erfülltes Künstlerleben.

Rudolf Szyszkowitz war ein engagierter Künstler, ein Maler, dem es in erster Linie um die Aussage ging. Menschlich und künstlerisch wurde er stark geprägt durch den Bund „Neuland“, dem er bereits in der Kunstgewerbeschule in Graz beitrat. Im „Neuland“ erlebte die Jugend ein neues Weltbüd, an dem sie selbst aktiv mit- arbeiten wollte. Es war auf eine Erneuerung christlichen Gedankengutes aufgebaut, strebte ein bewußtes Leben aus dem Glauben in franziskanischer Bedürfnislosigkeit an, entdeckte die Schönheit der Natur und pflegte die Kameradschaft Gleichgesinnter. Szyszkowitz wurde die dominierende künstlerische Persönlichkeit des Bundes, seine Büder der damaligen Zeit atmen die Ideale des „Neuland“ - eine bewußte Abwendung von jedem verkitschten Nazarenerstü, eine ausgeprägte Hinwendung zur expressiven Gestaltung des Welterlebens, die er als die wesentliche Aufgabe der Kunst sieht.

Szyszkowitz malt nicht nur Werke religiöser Thematik. Porträts und Landschaften nehmen einen großen Raum in seinem Oeuvre ein. Ist am Beginn seines Schaffens der Einfluß eines Egger-Lienz, auch einer Käthe Kollwitz deutlich spürbar, so findet der Künstler immer intensiver seinen eigenen Stü, einen Stü, der sich im Laufe der Jahre und Jahrzehnte verändert, nie aber sich selbst im Grundsätzlichen untreu wird. Skreiner schreibt über die Entwicklung des Künstlers nach 1945: „Die abstrakte Kunst mit ihrem völligen Verzicht auf das Abbüd und die Darstellung des Menschen in der Kunst… stellte für ihn eine Herausforderung dar. Auf Grund seiner Weitsicht erschien es ihm unmöglich, auf das Abbüd des von Gott geschaffenen Menschen und der Natur zu verzichten. Das mußte ihn in eine Gegenposition bringen und machte den damals kaum mehr als

Vierzigjährigen zu einem kämpferischen, für seinen Standpunkt eintretenden Künstler. Folgerichtig tritt er aus der Grazer Sezession aus, für die die Abstraktion in diesen Jahren das zentrale Anliegen darstellte… Wir können in den Jahren nach 1945 von Büd zu Büd diese Auseinandersetzung zwischenNaturabbüd und Abstraktion verfolgen und daraus den inneren Kampf des Künstlers um seine eigene Position ablesen… Die gegenständliche Kunst und das religiöse Bild sind die Ziele, für die er eintritt.“

Das große „Fastentuch“ (siehe unsere Abbildung auf Seite 1!), das Szyszkowitz 1973 für die Kirche der Schulschwestern in Graz-Eggenburg entworfen hatte, wurde als Gobelin kurz vor seinem Tod fertiggestellt. „Eine dichte Komposition, in der uns zum ersten Mal im Schaffen des Künstlers der Gekreuzigte begegnet, der über die Passion hinaus zugleich als Auferstandener und gegen Himmel Fahrender gesehen und dessen Wiederkunft beim Jüngsten Gericht simultan angekündigt wird.“

RUDOLF SZYSZKOWITZ von Wilfried Skreiner. Verlag Styria, Graz-Wien-Köln 1977, 218 Seiten, 63 Schwarzweiß-,33 Farbtafeln,öS 490,-.

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