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Die, Matura1 an der Universität
Die sechziger und siebziger Jahre waren im Hochschulbereich durch quantitativ beeindruckende Reformen und Veränderungen gekennzeichnet: rapides Anwachsen der Studentenzahlen, verbunden mit entsprechenden Hochschulbauten; organisatorische Vereinheitlichung und fachliche Differenzierung der Studiengänge; Neuorganisation der Universitäten und ihrer Entscheidungsstrukturen.
Dazu kamen in den letzten Jahren verstärkt Bestrebungen, den nicht nur breiter, sondern auch differenzierter gewordenen Bildungserwartungen an die Universitäten gerecht zu werden. Die häufig mit dem Schlagwort „Studium ohne Matura” gemeinten Vorbereitungslehrgänge für die Studienberechtigungsprüfung sind nur eine von mehreren Maßnahmen, die in diese Richtung zielen. Fernstudium und „Seniorenstudium” seien als weitere Beispiele erwähnt.
Die Verordnung des Staatsamtes für Volksaufklärung, für Unterricht und Erziehung und für Kultusangelegenheiten vom 3. September 1945 stellte neben die mit einer allgemeinen Studienberechtigung verbundene Reifeprüfung eine spezielle, fachspezifische Studienberechtigung, die auf einschlägige Berufstätigkeit oder Vorstudien aufbaut und als Zulassungsprüfung an der Universität selbst gestaltet ist: die Berufsreifeprüfung.
Sie wurde in den Studienjahren 1957/58 bis 1974/75 von rund 230 Personen erfolgreich abgelegt. Dies zeigt deutlich ihre geringe Breitenwirkung. Wiederum nur ein kleiner Teil der Absolventen der Berufsreifeprü- fung- schließt auch das Studium erfolgreich ab.
Diese Tatsache war Anlaß für die Entwicklung eines Alternativkonzeptes in der Form der Vorbereitungslehrgänge für die Studienberechtigungsprüfung, wie sie - durch wesentliche politische Kompromisse gegenüber der Regierungsvorlage modifiziert - im gleichnamigen Bundesgesetz vom 7. Oktober 1976 vorgesehen sind und eben zum zweiten Mal begonnen haben.
Das Konzept lautet im groben Umriß und in Gegenüberstellung zur Berufsreifeprüfung: schulische Vermittlung statt mehr oder weniger autodidaktischer Aneignung der für das Studium notigen fachlichen Vorkenntnisse; einheitlich definierter Prüfungsstoff statt je nach Universität und Prüfer unterschiedlicher Anforderungen für dasselbe Fachstudium; Zulassungsentscheidung an Hand des Ergebnisses einer kommis- sionellen Eignungsprüfung statt eines Wissenschafter-Gutachtens.
Wenn im Wintersemester 1979/80 erstmals höchstens rund 50 Absolventen einer Studienberechtigungsprüfung - man kann die Zahl wegen der noch ausstehenden Wiederho- lungs- und Ersatztermine nur schätzen - ein Universitätsstudium aufnehmen, dann sind dies mehr Studienanfänger als zuletzt jährlich über die Berufsreifeprüfung an die Universitäten kamen. Die Zahl hegt jedoch weit unter der gesetzlich fixierten Obergrenze von drei Prozent der inländischen Studienanfänger.
Die Erfahrungen mit den Vorbereitungslehrgängen sind noch spärlich, da erst im Spätherbst das Ergebnis des ersten „Durchganges” vollständig bekannt sein wird. Entscheidende Faktoren für die Wirksamkeit der Lehrgänge zeichnen sich jedoch ;fb: In zeitlicher Hinsicht müßte es gelingen, den Lehrgangsbesuch mit einer Berufstätigkeit vereinbar zu machen.
In Regionaler Beziehung wird die Barriere-Wirkung der strikten Bindung jedes Lehrganges an eine Universität zu überwinden sein. Hiezu können die beteiligten Universitäten in der Stundenplangestaltung und durch verstärkten Einsatz von Methoden des Fernunterrichtes wesentlich beitragen.
Die grundsätzlichen Entscheidungen bleiben allerdings künftigen Maßnahmen des Gesetzgebers Vorbehalten. Dabei wird die primäre Frage wohl nicht lauten, ob die Berufsreifeprüfung oder die Studienberechtigungsprüfung mehr Erwachsene ohne Matura an die Universität gebracht hat, sondern welche der beiden Studentengruppen erfolgreicher studiert. Die intensive fachliche Vorbildung und eine universitäre „Vorsozialisation” im Rahmen der Vorbereitungslehrgänge gibt diesbezüglich Anlaß zu positiven Erwartungen an die Studienberechtigungsprüfung.
Der Autor ist Sachbearbeiter in der Abteilung Planung und Statistik des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung.
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