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Die Schule als Kulturträger
Die Begriffe „Schule” und „Kultur” gehören ganz eng zusammen. Das will die heurige Aktion des Unterrichtsministeriums zum Nationalfeiertag besonders herausstreichen. Dr. Kurt Scholz vom Unterrichtsministerium, in dessen Händen die Fäden dieser Aktion zusammenlaufen, weist hier vor allem auf die Klosterschulen hin, die ein augenfälliges Beispiel der Beziehung von Kultur und Schule darstellen.
Konkret werden die Schulen dazu aufgefordert, anläßlich des diesjährigen Nationalfeiertages als Schule mit kulturellen Aktivitäten vor die Öffentlichkeit zu treten. Bis 30. September konnten Beschreibungen der geplanten Projekte im Ministerium eingereicht werden, förderungsreife Projekte erhalten einen Zuschuß von 2000 Schilling. Nach Durchführung der Veranstaltungen - in der Zeit um den 26. Oktober - wird eine Jury aus den Organisatoren der besten Projekte 30 Personen für eine Reise zum österreichischen Kulturinstitut in Rom.auswählen.
Uber die Zielsetzung der Aktion heißt es in dem Rundschreiben von Unterrichtsminister Fred Sinowatz: „Das Bundesministerium für Unterricht und Kunst regt an, die Schule in der Woche vor dem Nationalfeiertag zum Veranstaltungsort von Ausstellungen, musikalischen Darbietungen, Vorträgen, Diskussionen etc. von örtlichen oder bundesweit bekannten Kulturschaffenden (Künstlern, Wissenschaftlern, Zeitgenossen bedeutender historischer Ereignisse, Redakteuren …) zu machen.”
Daß dabei auch ein Zusammenwirken mit örtlichen und überregionalen Kulturorganisationen (Kulturabteilungen von Ländern und Gemeinden, Bildungswerke etc.) empfohlen wird, sei hier positiv vermerkt Vielleicht werden einige Schulen im Zuge dieser Aktion den zweifellos vorhandenen Dornröschenschlaf einzelner derartiger Institutionen stören.
Unübersehbarer Hintergedanke: Vor allem soll die vom Unterrichtsministerium ins Leben gerufene Kulturservicestelle, deren Aufgabe es ist, Kulturschaffende an die Schulen zu vermitteln, populärer gemacht werden. Die ursprüngliche Befürchtung, mit dieser Stelle sollten vornehmlich „linke” Kräfte an die Schulen eingeschleust werden, hält Dr. Scholz für unbegründet: „Erstens wird nur auf Anforderung einer Schule, und zwar einer der dem Bund unterstehenden höheren Schulen (bezüglich der Pflifchtschulen gibt es Absprachen mit den dafür zuständigen Ländern), ein Künstler vermittelt, und zweitens wird nicht subventioniert, sondern nur bei unüberwindlichen Schwierigkeiten ein geringer Prozentsatz der Kosten übernommen. Den Hauptanteil muß immer die Schule bezahlen.”
Die ersten eingelangten Projektbeschreibungen zeigen nicht nur, daß es viele Schulen verstehen, Sponsoren (etwa lokale Geldinstitute) zu finden, sondern auch recht originelle Ideen haben (die demnächst auf dieser Seite ausführlicher präsentiert werden sollen).
Wo man das Unterrichtsministerium, über dessen Initiativen man in letzter Zeit ja keineswegs immer glücklich sein konnte, loben kann, soll man es tun. Bei den Aktionen zum Nationalfeiertag kann man es immer wieder. Denn sie tragen entscheidend dazu bei, daß die Schule nicht als versteinerter, vollautomatisierter Wissensvermittlungsbetrieb dasteht, sondern als eine den ganzen Menschen bildende, lebendige und in die Zukunft gerichtete Institution.
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