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Treffpunkt für Frankophile

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Seit 25 Jahren beherbergt das schöne Barockpalais Lobko-witz das Französische Kulturinstitut in Wien. Hatte fürs erste das Institut Francais, wie es sich selbst nennt, begonnen, Kurse in französischer Sprache abzuhalten, so hat sich sein Tätigkeitsbereich im Laufe der Zeit enorm erweitert, so daß heute für Großveranstaltungen, die gemeinsam mit dem Französischen Lyzeum unternommen werden, zuwenig Platz im Palais ist. Ein Abkommen mit dem Fliegerkino, das seit kurzem französisches Eigentum ist, erlaubt, dort Ausweichveranstaltungen abzuhalten, während französische Spielfilme jeden Mittwoch im Palais Palffy vorgeführt werden.

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Seit 25 Jahren beherbergt das schöne Barockpalais Lobko-witz das Französische Kulturinstitut in Wien. Hatte fürs erste das Institut Francais, wie es sich selbst nennt, begonnen, Kurse in französischer Sprache abzuhalten, so hat sich sein Tätigkeitsbereich im Laufe der Zeit enorm erweitert, so daß heute für Großveranstaltungen, die gemeinsam mit dem Französischen Lyzeum unternommen werden, zuwenig Platz im Palais ist. Ein Abkommen mit dem Fliegerkino, das seit kurzem französisches Eigentum ist, erlaubt, dort Ausweichveranstaltungen abzuhalten, während französische Spielfilme jeden Mittwoch im Palais Palffy vorgeführt werden.

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Das Institut sieht seine Aufgaben vornehmlich darin, Sprachkurse durchzuführen, doch ist es auch bemüht, die gesamte französische Kultur den Österreichern nahezubringen. Es werden sämtliche bekannten Mittel und Wege gesucht und angewendet, um eine größtmögliche Effektivität der Verbreitung und Vertiefung zu erreichen.

Die französischen Sprachkurse stellen jedoch das Rückgrat des Institutes dar. Darum werden hier auch sämtliche technischen, psychologischen, künstlerischen und sozialen Errungenschaften eingesetzt, um das Erlernen dieser sicher nicht sehr leichten, doch ungemein kultivierten Sprache zu erlernen und geradezu zu einem Vergnügen zu gestalten. Faszinierend sind die drei Sprachlabors, die ein Intensivstudium des Französischen erlauben. Ein weiteres, größeres mit 25 Kabinen ist für die nächste Zeit geplant, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden.

Eine Filmothek verfügt über zahlreiche Spiel- und Dokumentarfilme sowie Filmmagazine. Die mehr als 850 verschiedenen Dokumentarfilme, von denen 1185 Kopien vorhanden sind, befassen sich mit den verschiedensten Fachgebieten der Literatur, Kunst, Geographie, Wissenschaft. Technik und des Sports. Sie werden an Schulen. Behörden und sonstige öffentliche Einrichtungen, wie auch an Privatpersonen in ganz Österreich verliehen. Die Diskothek umfaßt 2500 Schallplatten mit klassischer und leichter Musik, Folklore, Kinderliedern und Märchen sowie literarische Texte und Theaterstücke.. Eine sehr reichhaltige Sammlung von Diapositiven wie auch 80 Photoausstellungen aus kulturellen uni sportlichen Bereichen steht den Schulen im Verleih zur Verfügung.

Um auch Schülern aus den Bundesländern Gelegenheit zu geben, nicht nur aus der Konserve, sondern an lebenden Menschen originales Französisch zu hören, hat sich eine

Laienschauspielgruppe „Le Tretaux de l'Institut Frangais“ zusammengefunden, die unter der Leitung von Prof. Creux Stücke französischer Autoren an den Schulen vorführt. Seit dem Frühjahr 1971 konnten bereits mehr als 5000 Zuschauer diesen Aufführungen beiwohnen.

In den beiden Bibliotheken, im Palais Lobkowitz wie auch im französischen Lesesaal, stehen dem interessierten Publikum 35.000 Bände zur Verfügung. Die im Leseraum in der Walfischgasse untergebrachten Bücher und Zeitschriften sind mehr von allgemeinem Interesse und sollten einen weiten Kreis erreichen.

Allein, nichts ist der Erlernung einer Sprache und dem Kennenlernen eines Landes und seiner Kultur förderlicher als ein Besuch und Aufenthalt im Lande selbst. Darum ist das Institut Mittler und Vermittle'-für Austausch und Studienreisen geworden. Internationale Ferienlager. Schülertreffen, Jugendgemeinschaftsdienste, Jugendfestivals, Lehrgänge für Leiter von Jugendorganisationen und Sportlehrern, ja selbst Familien-aufenthalte werden arrangiert. Jährlich kommen etwa 120 Stipendienmonate zur Verteilung, auch der Lehreraustauch nimmt mit jedem Jahr zu.

Das pädagogische Zentrum des Institutes besitzt eine reichhaltige Dokumentationsabteilung. Es wurde dafür eingerichtet, Informationsmaterial für den Unterricht an den Schulen zur Verfügung zu stellen. Neben Lehrbüchern der allgemeinen Pädagogik, der Literatur und der

Frankreichkunde finden sich in diesem Zentrum auch zahlreiche Zeitschriften über allgemeine linguistische Probleme und ihre Auswirkungen auf den Französischunterricht. Besonders interessant sind die Hilfsmittel, die es an audio-visuellen Methoden, wie dem CREDIF und dem BELC-System, anbietet, die auch an Ort und Stelle vorgeführt werden können.

Das pädagogische Zentrum überwacht nicht nur den Unterricht in allen seinen Stufen, der im Institut erteilt wird, sondern nimmt auch die verschiedenen Instituts- und Sorbonneprüfungen ab. In enger Zusammenarbeit mit dem Lycee Frangais in Wien werden zu jedem Schuljahresende die „Baccalaureat“-Prü-fungen, die der österreichischen Matura entsprechen, abgenommen. Durch ein Abkommen aus dem Jahr 1952 hat dieses Examen Gleichwertigkeit mit einem Maturazeugnis und ermöglicht ebenso in beiden Ländern den Besuch einer Universität oder Hochschule. Derzeit verhandelt das Institut auch über eine zukünftige Äquivalenz höherer Studien in beiden Ländern.

Im Jahr 1968 wurde zwischen der österreichischen und der französischen Regierung ein Abkommen über wissenschaftliche und technische Zusammenarbeit beschlossen. Das Französische Kulturinstitut hat nun auch dem modernen Trend auf den Gebieten der Wissenschaft und Technik entsprochen und neue Aufgaben übernommen. Insbesondere wird Dokumentationsmaterial für die in

Frankreich vorhandenen Möglichkeiten der wissenschaftlichen und technischen Weiterbildung beschafft, es stellt Verbindungen zwischen Universitätsinstituten, Laboratorien und Forschungszentren beider Länder her, vergibt Forschungsstipendien an österreichische Studierende und Wissenschaftler und trifft die nötigen Maßnahmen, Professoren und Wissenschaftlern Studienaufenthalte zu ermöglichen.

Auch ganz konkrete Forschungspläne werden zur Zeit auf dem Gebiet der Medizin, des Bergbaues und der Stahlindustrie, der Wasserwirtschaft und der Atomforschung gefördert. Regelmäßige Vorträge und Kolloquien werden in diesem Sachgebiet durchgeführt.

Alle Fäden der verschiedenartigsten Interessen dieses Institutes laufen in der Hand von Mr. Henry Per-rin, dem kultivierten und umsichtigen Leiter der gesamten französischen Kulturarbeit in Wien, zusammen.

Auf diese Weise vergrößerte sich im Laufe der Jahre der Tätigkeitsbereich um ein Vielfaches. Doch bis heute kann kein Haus, kein Bauwerk einen repräsentativeren Rahmen bieten, und wäre es ein noch so großes, neues modernistisches Gebäude. Es würde vielleicht größerer Zweckmäßigkeit dienen, doch seinem kulturellen Wert und den damit verbundenen Aufgaben verleiht das Lobkowitzpalais wohl das würdigste Gepräge!

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