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Junge Dirigenten
Die Dirigentenklasse Hans Swarowskys in der Hochschule für Musik gab ihren Absolventen Gelegenheit, in einem Orchesterkonzert Proben ihres Könnens abzulegen. Das Erlernbare — willensübertragende Zeichengebung und eine gewisse Routine im Umgang mit dem Orchester und bei der Probenarbeit — bekommen sie in diesem Spezialkurs mit, das Unabwägbare aber, das mit dem eventuellen Vorhandensein einer Eigenpersönlichkeit und deren Realisierung den Weg zu einem wirklich guten Orchesterleiter erst frei macht, müssen sie selbst mitbringen.
Von den fünf antretenden Kandidaten schnitt Varoujan Kodjian am besten ab, da er in der Wiedergabe von „Tod und Verklärung“ von Richard Strauss trotz mancher eigenwilliger Temponahmen (As-Dur-„Verklärungsthema“) eine Erschöpfende Auslotung dieser Strauss-Jugendsymphonie zuwege brachte.
Nicht leicht hatte es sich Stefan Soltesz gemacht: In Marcel Rubins „Sonate für Orchester“, einem namentlich im Allegretto sehr originellen Stück, konnte er im schwierigen, ständigen Taktwechsel des 1. Satzes durch vorzügliche Partiturkenntnis und eine auf genaueste
Einsätze ausgerichtete Zeichen-gebung stark beeindrucken.
Ihm zunächst wäre als temperamentvoller Musiker Alexander Alexev zu nennen: Schlagtechnisch sehr geschickt, hatte er die „Polo-wetzer Tänze“ von Borodin mit ihren wechselnden Stimmungen und leidenschaftlichen, synkopierten Rhythmen zum Vortrag gewählt.
In einigem Abstand von diesen zeigten zwei andere Absolventen mehr solide als inspirierte Pultarbeit. In Ravels „Tombeau de Cou-perin“, dirigiert von Norbert Heinel, kamen die Farben etwas verwaschen, das Belebtheit verlangende „Rigaudon“ zu trocken und lustlos heraus. Und in Helmut Hosners Interpretation von Regers „Beethoven-Variationen“ passierte wohl nichts, aber es geschah auch nichts, was für den Dirigenten hätte besonders überzeugen können.
Höchstes Lob verdienen die auf fünf Dirigenten sich einstellenden „Tonkünstler“, die trotz starker Überbelastung in den letzten Tagen (unter anderen Begleitung von 24 Arien beim Gesangwettbewerb und die dazu nötigen Proben) sich ganz vorzüglich hielten.
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