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Neben Kulturarbeit auch Förderung des wissenschaftlichenNachwuchses

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Zum vollen Verständnis der Kultur eines Landes ist das Erlernen der Landessprache eine wesentliche Voraussetzung. Mit dem Erlernen der deutschen Sprache ist aber, abgesehen davon, daß in mehreren Staaten Deutsch gesprochen wird, noch keineswegs der Zugang zur österreichischen Kultur gefunden; dazu bedarf es der Vermittlung weiteren Lehrstoffes - über den reinen Deutschunterricht hinaus. Auch diese Aufgabe soll von den österreichischen Deutsch-Lektoren an ausländischen Universitäten wahrgenommen werden.

Neben jenen Österreichern, die unabhängig und oft ohne Kenntnis von offiziellen Stellen an ausländischen Hochschulen Deutsch unterrichten, unterscheidet Sektionsrat Dr. Othmar Huber vom Wissenschaftsministerium zwei Gruppen:

• Lektoren, die von ausländischen Stellen bezahlt werden und zusätzlich vom Wissenschaftsministerium einen Zuschuß bekommen,

• Lektoren, die zur Gänze von Österreich bezahlt werden, in einzelnen Entwicklungsländern tätig sind und in die Kompetenz des Außenministeriums fallen.

Von der zweiten Gruppe gibt es derzeit nur zwei (in Dakar, Senegal, und in Abidjan, Elfenbeinküste), von der er-

sten immerhin 59 (vor fünf Jahren waren es nur 33). Sie verteilen sich auf (in Klammer die Vergleichszahlen von 1972/73): Frankreich 23 (11), England 13 (8), Italien 9 (8), Guatemala 1 (-), Japan 1 (-), Jugoslawien 1 (1), Polen 1 (-), Portugal 2 (-), Rumänien 2 (1), Türkei 2 (1), Sowjetunion 2 (3), Irland 1 (-), Spanien 1 (-).

Würde es sich dabei nur um eine kulturpolitische Maßnahme für das Ausland handeln, wäre das Außenministerium zuständig. Da es aber auch um die Förderung des eigenen wissenschaftlichen Nachwuchses geht, dessen Aus-

landserfahrungen der österreichischen Wissenschaft zugute kommen sollen, ist der Wissenschaftsbeirat federführend.

Die Bewerber um ein Lektorat rekrutieren sich in der Regel aus höher-semestrigen Studenten oder Absolventen der Germanistik in Verbindung mit einer lebenden Fremdsprache, die sich im Ausland perfektionieren wollen. Bevorzugt werden von ihnen daher Länder mit einer Weltsprache, für Osteuropa Lektoren zu bekommen, ist schwieriger.

Neben dem Sprachunterricht soll die Kulturarbeit für Österreich nicht zu kurz kommen. Die Lektoren halten daher nicht nur Grundkurse, sondern lehren auch österreichische Geschichte, Literatur und Kulturgeschichte. Das Wissenschaftsministerium hilft durch Zuwendungen - etwa in Form von Buchspenden (Grundausrüstung

an österreichischer Literatur) oder Transportkostenabdeckung - und vor allem durch die Lektorenbeihilfe von 1500 bis 5000 Schilling monatlich, die das auf die Verhältnisse des jeweiligen Staates abgestimmte Gehalt ausgleichen solL Diese Beihilfe wird aber nur zwei bis maximal drei Jahre gewährt. Will der Lektor länger im Ausland bleiben, muß er ohne sie auskommen, denn es soll jener wissenschaftliche Nachwuchs gefördert werden, der beizeiten in die Heimat zurückkehrt.

Vor allem mit den Oststaaten ist die Anzahl der Lektorate, die im Austausch vergeben werden, in Kulturabkommen festgelegt. Ansonsten vermitteln häufig die österreichischen Kulturinstitute, oder ausländische Universitäten fragen direkt beim Wissenschaftsministerium an. Die Posten werden öffentlich ausgeschrieben, der Bewerber muß seine Qualifikationen (womöglich Lehrerfahrung) geltend machen, und die Unterlagen werden zur endgültigen Entscheidung an die jeweilige Stelle im Ausland geschickt

Die Zahl der Lektoren ist nach wie vor steigend. Im kommenden Jahr hofft Prof. Felia; Lindner vom Wissen-schaftsrhinisterium, bei gleichbleibender Zahl in den übrigen Staaten, je einen zusätzlichen Lektor für Japan, Jugoslawien, Polen und Portugal zu bekommen, außerdem ist geplant, in der Sowjetunion das volle Österreich zustehende Quantum von fünf Lektoren auszuschöpfen und eventuell erstmals einen Lektor in Brasilien einzusetzen. Daß im Westen die Konkurrenz der Bundesrepublik Deutschland - sie bezahlt ihre Lektoren in vielen Ländern ganz allein - und im Osten jene der DDR übermächtig ist, muß kaum betont werden; aber bis jetzt hält sich Österreich recht wacker.

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