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Vorarlberg ist anders
Für Bewegung im Ländle sorgten die Vorarlberger Ge- meinderatswahlen am vergan- genen Sonntag. Der Trend ge- gen Großparteien setzte sich fort: Landesweit verlor die ÖVP ge- genüber 1985 3,8 Prozentpunk- te und landete bei 43,2 Prozent der Stimmen. Die SPÖ erhielt 20,3 Prozent (minus 2,3 Prozent- punkte). Kräftig zulegen konnte die FPÖ, mit einem Plus von 3,3 Prozent erreichte sie satte 12,9 Prozent. Grünlisten legten immerhin 0,9 Prozent zu und halten vier Prozent, sonstige Ge- meinde- und Einheitslisten, tra- ditionell stark vertreten, wuch- sen um zwei Prozent auf 19,4 Prozent.
Überraschungen gab es in ein- zelnen Gemeinden. In der Lan- deshauptstadt Bregenz verloren die Sozialisten nach zwanzig- jähriger Regierung die absolute Mehrheit und halten mit 42,1 Prozent (vorher 54,5 Prozent) vor der ÖVP, die von 30 auf 37,1 Prozent zulegen konnte. Die Freiheitlichen konnten mit 9,3 Prozent gegenüber 1985 fast ver- doppeln. Auch die zweite „rote Bastion" im „schwarzen Länd- le", Bludenz, ging „verloren": Die SPÖ sackte unter die abso- lute Mehrheit und hält 16 Man- date von 33. In Lustenau verlor die FPÖ die Absolute, die Alter- native Liste konnte als Kämpfe- rin gegen die S 18 sich auf 14,6 Prozent verdoppeln. Als einzige FPÖ-Hochburg bleibt das kleine Satteins, wo die Freiheitlichen von 49,6 auf satte 62 Prozent stiegen.
Insgesamt ein Trend zu Bür- gerlisten. In den 96 Gemeinden kandidierten 93 Grün- und Bür- gerlisten, deutlich mehr als 1985. In vielen Gemeinden, wo neue Listen kandidierten konnten diese auf Anhieb in den Gemein- derat einziehen. In Weiler schaff- te im männerdominierten Länd- le eine Frauenliste beachtliche 10,6 Prozent, somit ein Mandat.
In Vorarlberg können die Wähler umfassend in die Reihen- folge der Kandidierenden ein- greifen. Die Zuordnung der Man- date zu den Kandidierenden er- folgt nach einem Punktesystem: der Erste der Liste erhält dop- pelt so viel Punkte wie Mandate vergeben werden, die folgenden jeweils um einen weniger. Der Wähler kann die Reihenfolge umreihen, Kandidaten streichen und ihnen so null Punkte zuwei- sen oder auch nur einen Kandi- daten auf einen Zettel schreiben, auf daß nur dieser Punkte be- komme und die anderen nicht. Wähler können auf den Stimm- zettel auch nicht in der Parteili- ste aufscheinende Personen („Freie Wahlwerber") eintragen und, wenn sie genug Punkte er- halten und in den Gemeinderat einziehen, den Parteikandidaten ein Schnippchen schlagen.
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