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Grüne setzen auf Frauen

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Die Wiener Gemeinderatswahl am 10. November verspricht Spannung und birgt Sprengstoff für die große Koalition. Auf jeden Fall ist die Entscheidung für eine bestimmte Partei auch dafür maßgeblich, ob mehr Mandate als bisher dem weiblichen Geschlecht zufallen.

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Die Wiener Gemeinderatswahl am 10. November verspricht Spannung und birgt Sprengstoff für die große Koalition. Auf jeden Fall ist die Entscheidung für eine bestimmte Partei auch dafür maßgeblich, ob mehr Mandate als bisher dem weiblichen Geschlecht zufallen.

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Auf den 100 Sitzen im Wiener Gemeinderat saßen bisher 77 Männer und 23 Frauen aus drei Fraktionen (SPÖ 62 Mandate, ÖVP 30 Mandate, FPÖ 8 Mandate). Nach dem 10. November könnten vier Parteien vertreten und - auch aus diesem Grund -die weiblichen Abgeordneten mehr geworden sein.

Gelingt nämlich den Grünen der Einzug ins Rathaus, dann entsenden sie zumindest gleich viele Frauen wie Männer in den Gemeinderat, im Falle einer ungeraden Zahl von Mandaten sogar eine Frau mehr. Hinter den Spitzenkandidaten Peter Pilz und Susanne Jerusalem wird in der Kandidaten-reihung konsequent die Folge Frau-Mann-Frau-Mann eingehalten. Maximal könten drei bis vier „grüne" Frauen den Sprung in den Gemeinderat schaffen.

100 Mandate sind zu vergeben, weshalb die Prozentanteile am Stimmenkuchen - das Erreichen eines Grundmandates in einem Wahlkreis oder der Fünf-Prozent-Marke im ganzen Stadtgebiet vorausgesetzt -auch Aufschlüsse über die Mandate zulassen. Die Wahlarithmetik hilft allerdings den Mächtigen: So ist der SPÖ unter Helmut Zilk (54,9 Prozent bei der Gemeinderatswahl 1987, aber nur 50,7 Prozent bei der Nationalratswahl 1990) auch bei Verlusten, ja sogar bei einem Rückgang auf unter 50 Prozent der Stimmen, die absolute Mehrheit an Mandaten kaum zu nehmen (1987 ergaben ja 55 Prozent der Stimmen 62 Prozent der Mandate).

Die SPÖ schickt auf den 200 Kandidatenplätzen immerhin 75 Frauen (37,5 Prozent im Vergleich zu 34 Prozent vor vier Jahren) ins Rennen, an „wählbarer" Stelle müssen gemäß Quotenregelung davon mindestens 26 Prozent aufscheinen. Bei gleicher Anzahl von SPÖ-Grundmandaten wie 1987 kämen 16 SPÖ-Frauen direkt in den Gemeinderat, bei fünfen davon geht es allerdings um unterschiedlich gut abgesicherte „Kampfmandate". Realistisch ist heuer ein SPÖ-Ergeb-nis im Bereich von 52 bis 56 Mandaten, das entspräche maximal 13 bis 15 Sitzen für Frauen.

ÖVP und FPÖ im Duell

ÖVP (1987: 28,4 Prozent, 1990: 21,1 Prozent) und FPÖ (1987: 9,7 Prozent, 1990: 15,7 Prozent) rittem nicht nur um den zweiten Platz, sie halten es auch ähnlich mit weiblichen Kandidaten, bei ihnen entfällt nur maximal jeder vierte „sichere" Listenplatz auf eine Dame. Geht man davon aus, daß beide Parteien zusammen etwa 40 Mandate erobern werden, bedeutet das ungefähr zehn Frauen aus den Reihen von ÖVP und FPÖ im neuen Gemeinderat.

Fazit: Das voraussichtliche Mehr an Weiblichkeit (etwa 26 statt 23 Frauen) könnten in erster Linie die Grünen ins Rathaus bringen, in den anderen Fraktionen dominieren weiterhin noch die Männerriegen. Aber schließlich ist auch das Symbol des Hauses männlichen Geschlechts - der Rathausmann.

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