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Wiener Phantastische Realisten

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Im Palais Liechtenstein, das die Stadt Feldkirch vor einigen Jahren angekauft und zu einem äußerst repräsentativen Kulturzentrum um-und ausgebaut hat -— es war früher einmal Stadtpalais der Fürsten von Liechtenstein und vegetierte im vorigen und in diesem Jahrhundert, nach einem Zwischenbesitzer benannt, als Tschavoll-Haus dahin — wurde eine Ausstellung „Phantastischer Realismus“ eröffnet, die bis September 1975 geöffnet bleibt. Im gleichen Palais befindet sich im zweiten Obergeschoß eine auf Jahre berechnete Dauer-Ausstellung „Die Jagd in der bildenden Kunst“, bestehend aus Leihgaben des regierenden Fürsten von Liechtenstein.

Es dürfte das erste Mal sein, daß in Vorarlberg Werke von Erich Brauer, Ernst Fuchs, Rudolf Hausner, Anton Lehmden und Wolfgang Hutter gemeinsam gezeigt werden. Diese Bündelung ist dem liechtensteinischen Galerieinhaber Albert Konrad Haas zu danken, der mit bemerkenswerter Konsequenz in Vaduz vor allem österreichische Maler und Graphiker ausstellt und besonders enge Beziehungen zu den Wiener Phantastischen Realisten hat. Für eine Ausstellung, wie die jetzt in Feldkirch gezeigte, würden seine Räume aber nicht ausreichen. Auch das Palais Liechtenstein ist nicht groß genug, um eine Kollektausstellung großen Ausmaßes der Werke aller fünf Künstler zu zeigen. Daher hat sich die Ausstellungsleitung (Prof. Gerhard Wanner als Geschäftsführer des Kuratoriums Palais Liechtenstein) dazu entschlossen, vor allem Graphiken auszustellen, soweit es sich aber um Gemälde handelt, eine entsprechende Beschränkung vorzunehmen. Einzige Ausnahme ist das „Triptychon“ von Ernst Fuchs, däneben vielleicht noch Rudolf Hausners „Laokoon in der Umlaufbahn“ sowie „Adam und seine Richter“ (aus der bekannten Adam-Reihe).

Eine Serie „Menschenrechte“ von Erich Brauer zeigt kleine Sujets, von Brauer ist aber auch eine Anzahl ganz ungewöhnlich wirkungsvoller Plastiken (Metall) zu sehen, so „Die Traumwiege“, oder „Krautkleid“.

Bei Anton Lehmden überwiegen, wie nicht anders zu erwarten, Architekturelemente, darunter auch zwei Landschaften „mit Falltüren“. „Stephansturm“ zeigt das erhabene Skelett des Gegenstands. Eine Graphik „Wien-Ansicht“ zeigt eine weite Landschaft, in welche ein keineswegs sie etwa zentral beherrschendes Wien eingebettet ist.

Natürlich besticht Wolfgang Hutter mit seinen Blütenmädchen, Augenmädchen, Baummädchen und vielen Blumenbildern. Bilder zur „Zauberflöte“ sind von köstlicher Duftigkeit.

Die Ausstellung zeigt kaum Porträts. Ausnahme: ein großes Porträt des regierenden Fürsten Franz Josef II. von Liechtenstein, Übrigens sind die Preise der Exponate, soweit diese überhaupt verkauft werden, eher bescheiden. In Liechtenstein lägen und liegen sie um das Drei-bis Vierfache höher, weil man dort eben fast alles auch zu sehr hohen Preisen verkaufen kann, während in Vorarlberg Ausstellungsbesucher nur in. den allerseltensten Fällen auch Käufer sind.

Bei der Eröffnungsfeier gab es eine sehr bescheidene, von der vorarlbergischen Presse aber aufgebauschte Demonstration von Grazer Gegnern des Phantastischen Realismus. Die Demonstration sollte herausstellen, daß der Wiener Phantastische Realismus passe sei und in der Welt von heute nichts zu suchen habe...

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