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Beispiel und Beispiele

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Die Nachricht, daß das Haus Wien I., Schönlaterngasse 7 a, die bekannte „Schmirler-Schmiede“, ein alter Kunsthandwerkbetrieb, von der Gemeinde Wien übernommen, beispielhaft renoviert und revitali-siert wurde, ist durch alle Tageszeitungen gegangen. In ihm ist nun, im Zusammenhang mit dem Kunstver-rein Wien, ein Kunstzentrum entstanden, in dem, mit besonderer Förderung durch das Kulturamt, zu ebener Erde eine Galerie mit Bücherstube, im ersten Stock ein „Libresso“ mit Restaurant und im zweiten Stock ein „Literarisches Quartier“ (für Dichterlesungen und Vorträge) betrieben werden, in denen derzeit bis zum 15. Juli die ersten drei Ausstellungen zu sehen sind, die Professor Muschik als ständiger Konsulent des Unternehmens mit Umsicht und Sorgfalt ausgewählt und eingerichtet hat.

Die Ausstellung in der ebenerdigen Galerie nennt sich „Beispiele“ und bringt, im Zusammenhang mit der Produktion des Verlages „Jugend & Volk“, einen Querschnitt durch die österreichische Kunst seit 1945, mit besonderer Berücksichtigung jener Maler und Bildhauer, von denen eine Monographie in diesem Verlag erschienen. Das sind vor allem die Maler der sogenannten „Wiener Schule des Phantastischen Realismus“ Erich Brauer, Ernst Fuchs, Rudolf Hausner, Wolfgang Hutter, Fritz Janschka, Helmut Kies und Anton Lehmden, dann die „Realisten“ Georg Eisler, Hans Escher, Adolf Frohner, Alfred Hrdlicka und Rudolf Schwaiger, die „Expressionisten“ Kurt Moldovan und Giselbert Hoke, aber auch Arnulf Neuwirth mit seinen phantasievollen und verspielten Collagen, der jung verstorbene Bildhauer Andreas Urteil mit zwei Plastiken und zwei Zeichnungen und schließlich die Konsulenten des Metallbildhauer- respektive Keramikateliers des Kunstzentrums, Rudolf Kedl und Kurt Spurey, die ebenfalls Beispiele ihrer Arbeiten zeigen. Das ergibt eine sehr lebendige und bunte Ausstellung, die man, wenn auch viele der „Beispiele“ schon bekannt, da „historisch“, sind, ansehen sollte.

Im ersten Stock, im sogenannten „Libresso“, sind dann Zeichnungen des Cartoonisten Walter Schmög-ner ausgestellt. Von diesen überzeugen die Comic-Strip-Serien in ihrem bissigen und satirischen Humor mehr als anscheinend neuere Blätter, bei denen die symbolistische zeichnerische Gestaltung der erstrebten Vertiefung nicht ganz adäquat gelang. Im zweiten Stock schließlich werden Arbeiten der Malerin Elisabeth Emst gezeigt, deren zeichnerische Form, in Hinblick auf die von ihr gewollte expressive und realistische Darstellung^ noch etwas zu schwach erscheint.

Im ganzen Haus sind außerdem interessante und schöne Innenraum-brunnen des Bildhauers Hans Muhr zu sehen, die das Ambiente schmük-ken und beleben.

Nach diesem erfolgreichen Auftakt ist dem neuen Kunstzentrum „Alte Schmiede“ nur zu wünschen, daß es so organisch wächst und gedeiht, wie es sein ambitioniertes Programm, das sich auch über die Sommermonate erstreckt, verspricht.

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