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Festwochen und junge Generation
Die Wiener Festwochenausstellungen standen, abgesehen, vom Sonderfest, das Oskar Kokoschka im Künstlerhaus gegeben wurde, ganz im Zeichen der jungen Generation. Eine eigene Arbeitsgemeinschaft „Junge Generation“ hatte sich gebildet und eine große Ausstellung vorbereitet, die mit tatkräftiger Unterstützung .des Kulturamtes der Stadt Wien in der Wiener Secession eingerichtet wurde, Sie sollte „einen repräsentativen Querschnitt durch das künstlerische Schaffen unserer Jugend“ vermitteln. Wenn aber der Sekretär dieser Arbeitsgemeinschaft weiter in seinem Katalogvorwort schreibt: „Wir sind dabei von der Ueberlegung ausgegangen, daß unsere Aufgabe nicht darin liegen kann, mit unserem Festwochenprogramm Werturteile zu verbinden“, so kann man diesen Ueberlegungen keineswegs zustimmen. Dieser Ausgangspunkt ist anfechtbar. Sehr wohl sollen mit einer Auswahl Werurteile verbunden werden. Es ist eine Krankheit unserer Zeit und ihrer Manager, daß sie alle Dinge gern „zur Diskussion stellen“, um nicht für sie einstehen zu müssen. Erfreulicher würde uns scheinen, wenn der Veranstalter einer Querschnittausstellung bekennen würde: „Meine Auswahl mag vielen begrenzt erscheinen. Aber ich identifiziere mich mit ihr ganz und gar.“
So kam es, wie es kommen mußte: Es werden zu viele Arbeiten gezeigt. Davon hat weder der einzelne junge Künstler etwas noch das Publikum. S7 Künstler in drei Sälen — das ist noch mehr, als Hans Weigel in seinen Anthologien „Stimmen der Gegenwart“ versammelte. Neben Künstlern, die sich längst durchgesetzt haben (z. B. Wander Bertoni, soeben ausgezeichnet mit dem Preis der Stadt Wien, oder Anton Lehmden oder Josef Mikl), stehen Hochbegabte, die gerade dabei sind, Erfolg zu haben (z. B. Wolfgang Hollegha, soeben ausgezeichnet mit dem österreichischen Guggenheim-Preis, Wolfgang Hutter, Rudolf Hradil), neben diesen stehen viele, die es verdient hätten, einmal eine echte Chance (durch eine wirklich repräsentatve Auswahl aus ihren Arbeiten) zu erhalten (denken wir an Erich Brauer, Christoph Donin, Ada Gsteu-Lücking, Peter Kubovsky, Jakob Laub, Helmut Leherbauer, Uta Prantl-Peyrer, Lotte Profohs, Ludwig Schmidle,
Therese Schütz-Leinfellner, Leo Tichatschek, Andreas Urteil). Aber sie kommen kaum zur Geltung Zu groß ist die Schar der zu wenig Begabten oder bloß noch zu jungen links und rechts von ihnen (hier wollen wir keine Namen nennen — es würde zu weit führen).
Die Ausstellung war bestimmt gut gemeint und hat sicher viel Mühe gekostet. Wenn noch das klare Erkennen des Zwecks einer solchen Ausstellung hinzukommt, kann sie in den kommenden Jahren ein voller Erfolg werden. Es ist kein Grund vorhanden, daß man die Unternehmungen der Arbeitsgemeinschaft „Junge Generation“ an ihren Kinderkrankheiten sterben läßt.
Auch in den anderen Galerien dominierte die junge Generation. Die Krone gebührt der Ausstellung dreier Künstler der Generation der heute 30- bis 40jährigen in der Galerie Wurth] e: Alfred Matzke, Johannes Avramidis, Josef Pillhofer. Alle drei haben sich als Plastiker einen Namen gemacht, doch werden auch eine Reihe schöner Graphiken von ihnen gezeigt. Johannes Avramidis und Josef Pillhofer sind uns seit längerem als ernst arbeitende Künstler bekannt, ihr Werk vertraut. Diesen beiden Namen schließt sich nun Alfred Matzke gleichberechtigt an.
Ein anderer Bildhauer der jungen Generation machte durch eine eigenwillige Kollektion seiner Arbeiten in der Oesterreichischen Staatsdruk-kerei von sich reden: Ludwig Schmidle, der 1929 in der Schweiz geboren wurde und nun ständig in Wien lebt. Eine Begegnung, von der wir uns noch viel für die Zukunft versprechen.
Auf die Ausstellung Schmidles folgte in der Oesterreichischen Staatsdruckerei die Schau „Moderne Kunst aus Oesterreich“. Ein etwas anspruchsvoller Titel für die Arbeiten von Paul Meissner und Josef Mikl und die Produkte (wir weigern uns, sie Arbeiten zu nennen!) von Markus Prachensky und Arnulf Rainer. Man sah: Josef Mikl auf einsamer Höhe und lernte gleichzeitig neue leichte, charmante Züge an ihm kennen. Vielleicht geht Mikl als „Illustrator“ H. C. Artmanns in die Kunstgeschichte ein.
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