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Erfolg für König Hassan

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König Hassan II. von Marokko kann mit dem Erfolg seiner Politik zufrieden sein: Im Referendum vom Juli dieses Jahres wurde seine Verfassung, die ihm eine mit jener des Präsidenten der USA zu vergleichende Macht gibt, mit überwältigender Mehrheit angenommen und bei den soeben in zwei Etappen durchgeführten Wahlen für das neue Einkammerparlament siegten seine Leute auf der ganzen Linie.

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König Hassan II. von Marokko kann mit dem Erfolg seiner Politik zufrieden sein: Im Referendum vom Juli dieses Jahres wurde seine Verfassung, die ihm eine mit jener des Präsidenten der USA zu vergleichende Macht gibt, mit überwältigender Mehrheit angenommen und bei den soeben in zwei Etappen durchgeführten Wahlen für das neue Einkammerparlament siegten seine Leute auf der ganzen Linie.

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Dieser Sieg war alles andere denn eine Überraschung: Die Opposition, in der „Nationalen Front“ zusammengeschlossen, hatte die Wahlen boykottiert. Nur einige wenige waren abgesprungen und ließen sich als Unabhängige für die Wahlen aufstellen, wie Tanane Abdelkader, Nationalratsmitglied des Istiqlal, der damit automatisch aus der Partei ausschied.

War die erste Wahletappe, in der die Kommunalräte, die Industrie-, Handels-, Landwirtschafts- und Handwerkerkammern, sowie die Vertreter der Arbeitnehmer indirekt 150 Abgeordnete wählten, bereits durch die Langeweile und das Fehlen jeglichen Überräschungsfaktörs gekennzeichnet, so stand ihr die zweite darin nicht nach. Obzwar einige Kandidaten nach amerikanischem Muster mit Lautsprecherwagen die Straßen der Großstädte durchfuhren und Süßigkeiten an die Bevölkerung verteilten, waren die Wahlvorbereitungen und die Wahlen selbst, bei denen sich 293 Kandidaten Um 90 Abgeordnetensitze bewarben, recht fade. Nach Angaben des Innenministers Oufkir betrug die Wahlbeteiligung 81 Prozent, also weit mehr als bei den letzten Wahlen vom Jahre 1963. Den gleichen Angaben zufolge, setzt sich nunmehr das Parlament aus 159 „neutralen“ Abgeordneten, 35 Prozent Abgeordneten des Mouvement Populaire, 3,33 Prozent des sich ..autonom“ nennenden abgesplitterten Istiqlal, 4,1 Prozent Arbeitnehmern und 0,85 Prozent der „Demokratischen Partei“ zusammen. Zu den Unabhängigen gehören neun

Regierungsmitglieder, angeführt von Premierminister Achmed Laraki, der sich für seine Heimatstadt Casa-blanca aufstellen ließ, Außenminister Boutaleb, Handelsminister Jaidi und Landwirtschaftsminister Achmed Laski.

Bereits jetzt zeichnen sich zwei schwere Probleme ab, deren Lösung keinen Aufschub duldet. Es sind dies einerseits die Korruption, die bereits den ersten Versuch einer marokkanischen Demokratie zum Scheitern brachte und die sich jetzt wiederum in so gut wie allen Verwaltungsschichten und, wie der Monarch in seiner letzten Rede zu verstehen gab, selbst in die Justiz eingeschlichen zu haben scheint. Ihr will er mit einem Großreinemachen und einem entsprechenden Gesetz, das das neue Parlament zu verabschieden hat, begegnen. Anderseits sieht er sich dem Berberproblem gegenüber. Die Berber, die 70 Prozent der 15 Millionen betragenden marokkanischen Bevölkerung ausmachen, waren bisher von der Regierung so gut wie ausgeschaltet. Die arabische Minderheit, die seit dem achten Jahrhundert die herrschende Klasse stellt, ließ die Berber, die durchwegs Bauern und daher weniger gebildet als die in den Städten wohnenden Araber sind, nie zum Zuge kommen. Doch der Führer der Berberpartei, Ahardan, hat gezeigt, daß er die Psychologie der Landbevölkerung, die immerhin 85 Prozent der Marokkaner darstellt, richtig auslegt. Die freundliche Geste, die des Königs Verheiratung mit der Tochter eines Berberfürsten vor bald zehn Jahren darstellte, ist heute nicht mehr genug. Die Berber fordern ihre volle Integrierunig, die vor allem durch die Hebung ihres kulturellen Niveaus anzustreben ist.

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