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Bewegung im bürgerlichen Lager
Der Sieg der bürgerlichen Opposition hat auf die bürgerlichen Parteien in den skandinavischen Nachbarländern außerordentlich ermunternd gewirkt. Uberall wird der Umstand hervorgehoben, daß sich die Sozialdemokratie als durchaus verwundbar erwiesen hat und einer bürgerlichen Zusammenarbeit große Chancen für eine Regierungsübernahme gegeben sind. In Schweden kam es schon vier Tage nach der norwegischen Wahl zur Bildung einer bürgerlichen Organisation, die ein gemeinsames Auftreten bei der nächsten Wahl anstrebt. Ein Zusammengehen der Liberalen und der Zenterpartei erscheint schon jetzt als ziemlich wahrscheinlich. Von den Konservativen wird verlangt, daß sie einige ihrer extremen und als reaktionär betrachteten Forderungen aufgeben. Man wird abwarten müssen, ob es so weit kommen wird. Der Rückschlag für die schwedische Sozialdemokratie bei den Wahlen im
Vorjahr, der Fortschritt der Kommunisten, die Unmöglichkeit, auf dem linken Flügel eine Einheitsfront zustande zu bringen, und die merkbare Überalterung im schwedischen Regierungslager lassen durchaus die Möglichkeit einer „norwegischen Wahl“ auch in Schweden als gegeben erscheinen.
In Dänemark balanciert Krag seit langem auf des Messers Schneide und konnte sich wiederholt nur durch die Stimmenhilfe der Vertreter Grönlands und der Färöer retten. Auch hier bestehen Tendenzen der Annäherung im bürgerlichen Lager, in erster Linie zwischen der liberalen Venstre und der Partei der Sozialliberalen. Das angesehene Blatt „Börsen“ bezeichnet die norwegische Wahl als das Ende des Dogmas, daß nicht ohne die Arbeiterpartei regiert werden könne. „Politiken“ stellt fest, daß das Unvermögen und der Unwille der Arbeiterpartei zur Zusammenarbeit mit anderen Parteien schließlich diese Katastrophe unabwendbar gemacht haben.
Schwere Fehler des Gegners allein aber garantieren noch keinen Erfolg der eigenen Arbeit. Überall im Norden beobachtet man deshalb mit gespanntester Aufmerksamkeit, wie die Regierung der vier bürgerlichen Parteien die schweren Aufgaben lösen wird, die ihr in Norwegen gestellt sind, 80 zu 70 Mandate im Parlament geben ihr eine sichere Mehrheit, die ihr durch vier Jahre niemand nehmen kann. Wird sie diese Mehrheit erfolgreich zu nützen verstehen? Darauf können erst die nächsten Jahre Antwort geben!
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