So beginnt eines der zahlreichen Gleichnisse Jesu, welche uns die Evangelien überliefern.
Was mich an diesem Beispiel so fasziniert, ist die allgemein menschliche Klugheit, die daraus spricht, eine Lebensweisheit, die einfach zutrifft.
"... setzt er sich dann nicht zuerst hin und rechnet, ob seine Mittel für das ganze Vorhaben reichen?" Denn andernfalls ist ihm der Spott aller sicher: "Der da hat einen Bau begonnen und konnte ihn nicht zu Ende führen."
Diese Geschichte spiegelt viel Lebenserfahrung. Sie hat zunächst nichts mit Inhalten, mit Positionen zu tun; was sie ausdrückt, das gilt. Sie kommt mir oft in den Sinn, sei es für eigenes Handeln, sei es auch beim Handeln anderer, das wir heute so ausgiebig in medialer Aufbereitung miterleben.
Da geht es nicht um Türme, die sind ja auch auswechselbar. Wenn ein Bischof einen Pfarrer absetzt, soll er zuerst über die Bücher gehen, ob seine Mittel dazu auch reichen und daher das, was er vorhat und wie er es tut, auch vernünftig ist, und wenn ein Pfarrer seinen Bischof kritisiert, ebenso.
Und wenn ein Abt einen Bischof zurechtweist, und ein Bischof einen Abt ..., und wenn ein Bischof zu Dingen spricht, die ihn eigentlich nichts angehen, und wenn einer sich nur um die Wahrheit sorgt und dementsprechend mit ihr umgeht: Er soll sich zuerst hinsetzen und überlegen, ob er über die tauglichen Mittel verfügt, sein Ziel zu erreichen.
Vorausgesetzt, dieses Ziel sei vertretenswert - aber darum geht es jetzt einmal (noch) gar nicht. Es geht auch nicht darum, daß sonst andere kommen, um über den Betroffenen zu spotten.
Es geht vielmehr um den Schaden, der für uns als Kirche damit angerichtet wird, daß wieder einmal der eine den anderen von uns in den Regen stellt, und dann?
Wenn also einer öffentlich einen Konflikt austragen will ... Konfliktkultur als Ausdruck von Basisklugheit - das wäre ein unverzichtbares Kriterium zur Übernahme eines Amtes in der Kirche.
Das hat man übersehen, aber man kann es nachlernen: Siehe Lukas 14!
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