Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Der Mensch in der Gemeinschaft
Abriß der katholischen Gesellschaftslehre. Von Jakob Feilermeier. Verlag Herder. 240 Seiten. Preis 11.80 DM.
Abriß der katholischen Gesellschaftslehre. Von Jakob Feilermeier. Verlag Herder. 240 Seiten. Preis 11.80 DM.
In einer klaren, jede Spekulation vermeidenden Darstellung wird vom Autor das Wesentliche der katholischen Gesellschaftslehre dargestellt. Dem Grundsatzteil wird sodann ein zweiter Teil beigegeben, in welchem die Prinzipien der katholischen Gesellschaftslehre an Hand einzelner bedeutsamer Fragen erläutert werden („Spezielle Gesellschaftslehre“).
Den Abschluß bildet ein kurzgefaßter Ueberblick über die soziale Ordnung. Im ersten Teil beschäftigt sich der Verfasser zuerst mit den Beziehungen von Gemeinschaft und Person, in deren Spannungsfeld stets die katholische Sozialmoral interpretiert werden wird. Dabei nimmt der Autor einen vermittelnden und vom Pädagogischen her sehr willkommenen Standpunkt ein und wendet sich gegen jede Vereinseitigung, wie sie etwa im System des Individualismus und des Kollektivismus zu den klassischen Entartungen unserer Gesellschaft geführt haben. So wird für die menschliche Person zwar Selbstmächtigkeit gefordert, in gleicher Weise aber der menschlichen Freiheit ihre Grenze gesetzt. Auch die Verabsolutierung von Prinzipien, die an sich einwandfrei sind, kann zu jenen Entartungen führen, die sich schließlich als Despotie oder als Chaos zeigen. Daher wird die in ihrem Eigensein von der Natur her eingesetzte Person auch auf die vorgegebene Seins-Gemeinschaft verwiesen, die erst das menschliche Leben möglich, zumindest lebenswert macht (S. 32). Im zweiten Teil wird der Inhalt des Prinzipienteiles veranschaulicht. So geht der Verfasser auf die Strukturformen ein, in denen sich katholische Gesellschaftsordnung, soweit man von einer solchen sprechen karn, auszuweisen hat: Subsidiarität und Solidarität (dabei wird das Wort „Solidarismus“ nicht im politischen, nichtssagenden Sinn verstanden).
Darüber hinaus werden die Zusammenhänge zwischen positivem Recht und dem Naturrecht (im Sinne des heiligen Thomas) eindeutig und in vorzüglicher Stoffmeisterung aufgezeigt
Der Abschnitt über die Soziologie der Kirche bedürfte wegen der Wichtigkeit des Themas eines Ausbaues.
Beim Kapitel über die berufsständische Ordnung vermissen wir Hinweise auf die durch eine politische Nomenklatur verdeckten berufsständischeri Experimente in der Gegenwart
Die dargelegte Stellungnahme des Sozialismus zum
Eigentum an den Produktionsmitteln ist etwas unklar, weil nicht gesagt wird, um welche Abart bzw. institutionelle Form des Sozialismus es sich bei der Darstellung des Verfassers handelt.
Ganz ausgezeichnet sind die Untersuchungen des Autors zur Frage der Arbeit als Erwerbstitel, wobei er erfolgreich scheinbar widerspruchsvolle Ausführungen der Enzyklika „Quadragesimo anno“ zum Verhältnis von Lohnarbeit und Eigentumserwerb zu klären weiß. Ebenso muß man dankbar dafür sein, daß der Verfasser eine systematische Aufgliederung zum Kapitel „Soziallohn“ gibt, weil gerade bei diesem Begriff unterschiedliche Deutungen möglich sind.
Das Buch ist eine stets klar und verständlich formulierte Einführung in die moderne katholische Gesellschaftslehre und scheint vorzüglich geeignet, dem, der sich in ‘rascher Zeit eine einwandfreie, wissenschaftlich fundierte Kenntnis über das Sachgebiet verschaffen will, diese zu vermitteln.
Plaudereien über die Gesellschaft. Von Johannes Nattermann. Verlag Bonner Buchgemeinde. 233 Seiten.
Mit dem Wort „Plaudereien" will der Autor darauf hinweisen, daß ihm nicht an einer wissenschaftlichen Darstellung des Stoffes gelegen ist, sondern daß es ihm darum geht, in leichtfaßlicher Form (etwa ohne jeden wissenschaftlichen Anmerkungsapparat und so gut wie ohne Fachausdrücke) den Christen ein Wissen um das Phänomen der Gesellschaft zu vermitteln. Der Ausbruch aus dem freigpwählten Getto ist der Christenheit nach Ansicht des Autors nur möglich, wenn sie die Welt, in der sie bestehen soll, kennt. Bei der Eigenart de Buches — es hat den Charakter eines sozialen Bildungsbuches — ist es nicht möglich, zum Sachlichen der Darstellung Wesentliches zu sagen. Zu prüfen ist. wieweit das Werk geeignet erscheint, seinen ihm zugedachten Zweck zu erfüllen:
Das Buch ist in einer klaren (offensichtlich der reichen sozialpädagogischen Erfahrung des bekannten Autors entstammenden) Sprache abgefaßt., Wer lernen will, dem bietet das Buch eine fundierte erste Einführung. Manche Definitionen fordern freilich (vom Pädagogischen her) zur Kritik heraus, so jene des Sozialismus, vor allem dann, wenn sie so allgemein formuliert sind, daß ihnen die notwendige Anschaulichkeit fehlt.
Jedenfalls wird vom Autor die Gesellschaft als eine Wirklichkeit verstanden, die wohl auch vom Christen nach den Prinzipien seiner Moral in ihren Institutionen gestaltet und neugestaltet werden kann. Diese Neugestaltung scheint dem Verfasser aber nur gesichert, wenn das Skelett der Gesellschaft und das Naturgesetzliche ihres Lebens den Christen offenkundig und nicht verdeckt ist. Daher die Ein führung in die Frage des Wesens von Mensch, Familie, Sippe bis hin zum Volk, daher die Hinweise auf die Grundlagen des gesellschaftlichen Lebens, wie Arbeit, Betrieb, Berufsstand und Staat, als dem notwendigen Korsett gesellschaftlichen Lebens.
Ein empfehlenswertes Einführungswerk. '
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!