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Phantasien und fade Gesichter
Verführerische Odalisken, die sich auf weichen Betten räkeln, und barbusige Sklavinnen, die wie Vieh auf Märkten verschachert werden - noch heute prägen Vorstellungen wie diese das Bild des Orients, wie er im vorigen Jahrhunderts existiert haben soll. Alles Chimäre. Der „Orient” ist mehr Spiegel der europäischen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts als historische Bealität; er ist gleichsam eine Erfindung des Abendlandes. Alle Sehnsüchte und unauslebbaren Phantasien der in ein enges Moralkorsett gezwängten Europäer wurden auf den „Orient” projiziert.
Die Residenzgalerie stellt österreichische Orientmalerei von 1848 bis 1914 aus, die von fiktiven Wunschbildern - schwüle Haremszenen, verschwenderischer Reichtum und melodramatische Grausamkeit - bis zur einigermaßen realistischen Darstellungen reicht. Schon die damaligen Orientreisenden tappten übrigens in die selben Fallen wie die heutigen Touristen: Sie folgten den selben Pfaden wie andere vor ihnen, und findige Einheimische boten ihnen genau das, was sie erwarteten. Das Land, wie es wirklich war, bekamen sie nicht zu Gesicht. Eine interessante Ausstellung, die jedoch unbedingt einer Führung oder vorhergehender Lektüre des Kataloges bedarf. (Bis 24. September, Residenzplatz 1)
„Antlitz” heißt eine große Ausstellung der Galerie Thaddaeus Ropac, die das menschliche Gesicht - aus der Sicht der zeitgenössischen Kunst - in den Mittelpunkt rückt. Eine Aneinanderreihung von Werken namhafter Künstler wie Roy Lichtenstein, Georg Baselitz, Julian Schnabel oder Sylvie Fleury macht jedoch noch keine gute Ausstellung. Für Freunde gefälliger Gegenwartskunst. (Bis 31. August, Max-Gandolph-Bibliothek, Mozartplatz 1 und Kastvilla, Mirabellplatz 2) Mit einer kleinen, aber interessanten Verkaufsausstellung wartet die Galerie Altnöder auf: „Herzmanov-sky und Kubin”. Gezeigt werden Zeichnungen von Fritz Herzmanov-sky-Orlando (gestorben 1954) und Alfred Kubin (gestorben 1959), deren
Lebensläufe zahlreiche Parallelen aufweisen: Beide wurden vor 100 Jahren geboren, beide wurden bedeutende Zeichner und Schriftsteller, beide waren in der Welt der Phantasie und der Träume zu Hause - und sie waren obendrein noch Freunde. Eine Vitrine mit verschiedenen, teils kuriosen Objekten aus dem Umfeld Kubins verleiht der Schau den letzten Schliff: Eine makabre Buchwidmung für die Haushälterin („Unserer lieben Cilli als zeitgenössische Weihnachtsgabe”) in Form eines Totenkopfes mit Trachtenhut und eine Feder, die jemand aus Kubins Arbeitszimmer mitgehen ließ. (Bis 13. September, Sigmund-Haffner-Gasse 3)
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