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Bronzen, Paramente
Der aus Forli in der Emilia gebürtige, in Rom wirkende Bildhauer Vittorio di Colbertaldo, der in der Galerie der Wiener Secession eine Kollektion seiner Bronzen ausstellt, ist heuer 70 Jahre alt geworden. Hinter seinen sehr sensiblen, im wahrsten Sinn des Wortes mit großem Fingerspitzengefühl aus Wachslamellen modellierten Kleinbronzen steht eine ganze Tradition italienischer Plastik, die von den Bozettis Medardo Rossos über den Futurismus bis zu Mascherini reicht. Mit wenigen Ausnahmen stellen diese Figuren eine flüchtige Bewegung, ein transitorisches Moment dar. Es sind laufende und sich bäumende Pferde, schwebende, fliegende und springende, Vögel, Flammen und Wellen, die zu den bevorzugten Vorwürfen des Bildhauers gehören. Durch das verwendete Material wirken sie oft wie aus Metallstreifen und -platten zusammengesetzt und erhalten durch die unruhige Oberfläche einen flackernden, flammenden Ausdruck. Gelegentlich zieht di Colbertaldo auch Positiv- und Negativformen, den Hohlraum in die Darstellung ein, und Arbeiten wie der „Paso Doble 1“ erinnern dann von fern an die realistischen Eisenplastiken des Spaniers Julio Gonzales. Es, ist eine mehr skizzenhafte und spontane Formung, die in diesen Bronzen zum Ausdruck kommt, sie ist weniger raumfüllend und raumgreifend als modulierend. In den besten Arbeiten der Ausstellung, zu denen vor allem bezeichnenderweise die Reliefs zu zählen sind, den „Senkrechten Elementen“, „Abstrakten Spitzformen“, den „Wellen“, dem „Springer“, dem „Heiligen Antonius“, der „Flamme“ und dem Bozetto für das „Jan-Palach-Denkmal“, vereinen sich Frische der Erfindung mit Sensibilität und Spontaneität der Durchführung zu den konzentriertesten Leistungen eines interessanten Bildhauers.
In der Wert-Galerie in der Prinz-
Eugen-Straße stellt Emmy Haesele aquarellierte Federzeichnungen aus, in denen sich die langjährige Freundschaft der Autodidaktin mit Alfred Kubin als stärkster Einfluß bemerkbar macht, das sogenannte „Visionäre“ aber keineswegs, wie meist bei Kubin, dämonische, sondern märchenhaft verspieltere Züge trägt. Die zurückhaltend kolorierten Zeichnungen sind dann am besten, wenn wenige Leerstellen auftreten, das Strichgespinst und die Formen das Blatt möglichst dicht überwuchern. Zu den besten Blättern der Ausstellung dürften „Der „Erdkreis brennt“, „Das Trugbild einer heilen Welt“, „Hiob“ und „Homo Ludens' zu zählen sein.
Eine Ausstellung, die man keineswegs versäumen sollte und die noch bis zum 15. Dezember geöffnet bleibt, ist die der „Meisterwerke barocker Textilkunst“ im Säulenhof des österreichischen Museums für angewandte Kunst (siehe auch' den Artikel in Nr. 47 der „Furche“, Seite 15). Sie zeigt einmalige Schätze, Meisterwerke der Paramentenkunst zwischen 1630 und 1765 aus den Beständen nieder- und oberösterreichischer Klöster und dem Bestand des Museums. Vorbildlich präsentiert ist sie ein Fest für die Augen durch die glanzvollen Form- und Farbsymphonien der Stoffe mit ihren prächtigen Gold- und Silberstickereien, der reichen und wundervollen Ornamentik, die deutlich den Wandel von großer Strenge zu naturalistischer Freiheit zeigt. Besonders fallen in Frankreich entstandene Ornate mit der Noblesse ihrer Harmonien, die Dalmatica von Maria Susanna Lindtner, der Rosenornat, das Augsburger Meßgewand mit der Todesdarstellung und die österreichische Kasel mit den Passionssymbolen auf. Die derzeit schönste und sehenswerteste Ausstellung in Wien.
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