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Bregenzer Festspiele

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Die rahmengestaltende Kraft des Bodensees und seiner Ufer für das Ballett ist bereits seit mehreren Jahren erkannt worden. Diesmal sah man der Aufführung von P r o k o f i e f f s „Romeo und Julia“ mit besonderem Interesse entgegen. (Das Werk wurde anläßlich der Premiere in der Wiener Staatsoper an dieser Stelle ausführlich besprochen.) Fast kamen diesmal die Bequemen, die zu Hause beim Fernsehgerät saßen, besser weg als die Begeisterten, die den Weg nach Bregenz genommen hatten. Nach zwei glutheißen Tagen ging ein Gewitter nieder und näßte die Bühne so, daß ein Tanz nicht verantwortet werden konnte. Vielleicht kamen die Musik und manche tänzerische Szenen im engeren Raume der Stadthalle besser zur Geltung als in der Weite der Seebühne. Dennoch: die berückende Umgebung fehlte bei der Premiere. Das Fernsehen hatte an einem sternenklaren Abend die Generalprobe aufgenommen und war darum dem unmittelbaren Erleben überlegen. — Die tänzerische Leistung war einmalig. Das allgemeine Urteil geht dahin, daß die erschütterndste Szene das Sterben des Tybaldt (Willy Dirtl) gewesen ist. Hier erlebte man die Urkraft des Tanzes primitiver Völker, der ältesten unserer Kunstformen überhaupt. Aber auch

Karl Musil als Romeo beherrschte die Bühne mit jeder Faser seines durchtrainierten Körpers. Edeltraud Brexner als Julia meisterte das ganze Register von höchster Liebesseligkeit bis zum bitteren Tod. Ein Sonderlob gebührt den beiden Mitgliedern des Theaters für Vorarlberg, Robert Marencke als Fürst von Verona und Richard Riess als Graf Capulet.

Das Wiener Burgtheater kam mit Raimunds „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“ nach Bregenz. Die Wirkung des Dramas, in dem Ferdinand Raimund die moderne Parapsychologie mit ihrem „doppelten Ich“ vorausgeahnt hat. war sehr günstig. Die Regie von Leopold Lindtberg und die Bühnenbilder von Theo Otto zeichneten mit wenigen Strichen sowohl das Wiener Bürgerhaus von einst wie das zeitlose Märchenland. Die Szene, in der der Alpenkönig (Fred Liewehr) zum Rappelkopf (Hermann Thimig) wird und dieser sich nun selber sieht, war eine darstellerische Meisterleistung. Herzlich begrüßt wurde Alma S e i d 1 e r, die nun in Bregenz bald das Heimatrecht besitzt. Natürlich wurde der Diener Habakuk, der „zwei Jahre in Paris war“, gebührend belacht.

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