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Erstauffuhrungen im Keller

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Vor annähernd zwei Jahren spielte zunächst das Parkringtheater, später das „Kaleidoskop“, Manfred Hausinanns „Fischbecker Wandteppich“. Nunmehr geht am gleichen Ort ein zweites Hausmann-Stück an uns vorüber, es gleicht dein ersten wie ein (faules) Ei dem anderen: Es ist ebenso requisitenarm, ebenso altmodern, ebenso konstruiert, ebenso der mißbiauchten Werkstätte Pirandellos entliehen. Es heißt „Die Zauberin von Buxtehude“ und gibt, wiewohl es (von Georg Lhotzky) sehr präzise einstudiert ist, vor, ein Stegreifspiel zu sein. Die Schauspieler (Georg Lhotzky, Maria Walenta, Gottfried Pfeiffer, Hannes Heer und Eduard Springer) tun so, als ob sie keine Schauspieler wären — und sie sprechen ihren Text so, als ob er ihnen mitsamt dem ganzen Stück eben erst einfiele. Auf diese Weise wird eine mittelalterliche Begebenheit in die Scheinwirklichkeit einer dekorationslosen Bühne heraufbeschworen; auf diese Weise sollen die „verschwommenen Bereiche“ zwischen Sein und Schein und Illusion und Realität und Vergangenem und Gegenwärtigem das Publikum zu dem Glauben verführen, daß sich in diesem Machwerk etwas Außerordentliches, höchst Interessantes, Ueberhöhtes und Doppelbödiges begibt. Das Resultat ist eine nicht sehr gut erträgliche pathetisch-aitertümelnde „Moderne“, ein Sammelsurium banaler, talmi-philosophischer Sentenzen, verbrämt mit Talmi-Theologischem, gewürzt mit Reißerisch-Sadistischem. Aufführung und Darsteller versöhnen einigermaßen.

In der „C o u r a g e“, woselbst man sich von dieses Namens ursprünglicher Bedeutung immer mehr entfernt, knallen im Gefolge einer weiteren österreichischen Keller-Erstaufführung die Türen einer ziemlich albernen, nichtssagenden und seichten Komödie aus Frankreich: „Les Portes claquent“ ist der Titel, der Autor heißt Michel F e r m a u d. Die provinziell-hurtige Aufführung (von Wolf Harnisch) ist dem bescheidenen Rahmen, den eine Kellerbühne der französischen Beschwingtheit zu geben vermag, angemessen, die Handlung merkt man sich nicht, die Schauspieler haben angesichts ihrer sichtlich guten Vorsätze, Theater zu spielen, Anspruch auf ein schonendes Pauschallob. Ein nettes, munteres und allem Anschein nach talentiertes Debüt: Tua S i g-m u n d.

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