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Klassisch bis deftig

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Im Palaishof und auf dem Markt platz, in Burgen und auf Bauernhöfen, am See und im Keller, abwechslungsreich wie die Schauplätze sind die Aufführungen der Sommertheater in der Steiermark. Sie sind vorwiegend von Amateuren getragen, doch erreichen diese erstaunliches Niveau. Die Auswahl der Stücke ist auf Heiterkeit abgestimmt, denn kaum jemand will sich an lauen Sommerabenden mit Problemen belasten.

Diese Abende gefährdet aber Schlechtwetter, denn mit zwei Ausnahmen finden alle Aufführungen im Freien statt. Die Ausnahmen: Im südsteirischen Arnfels spielt man in einem Saal der Hauptschule, was dem kammerspielartigen Stück um Liebe und Verwicklungen recht gut tut. Literarischen Anspruch erhebt das Grazer Theater im Keller mit Eugene Scribes „Glas Wasser”. Dieses Ensemble besteht nur noch dem Namen nach aus Laien, der hohe Standard erweist sich immer wieder an schwierigen Texten.

Meist respektlos, doch stets geistreich geht das Duo Dorothee Stein-bauer und Wolfgang Dobrowsky mit der Weltliteratur um. Heuer hat Frau Steinbauer einen Shakespearetext neu übersetzt. Der menschliche Konflikt um die ägyptische Königin Cleopatra ist dabei der Mittelpunkt, Schlachtenszenen fehlen, werden aber auch nicht vermißt. Einen völlig anderen Konflikt zeigt das Grazer Volkstheater: Was macht eine Ehefrau, wenn - welch Mirakel - der Mann mit einem unentfernbaren Heiligenschein um das Haupt heimkommt? Das Publikum lacht, das Ehepaar ist nahe der Verzweiflung.

Zweimal steht Raimund auf dem Programm, einmal sein „Verschwender” auf einer idyllischen Waldbühne in der Süd-, ein anderes Mal der „Barometermacher” im Hof einer ehrwürdigen Buine in der Weststeiermark. Im obersteirischen Öblarn spielt ein ganzer Ort Theater. Jedes Jahr wird ein Spiel um Erzherzog Johann aufgeführt, der einst Brautführer bei einer Hochzeit in Öblarn war, Anlaß für dieses Festspiel, an dem 300 Laien in Originaltrachten mitwirken.

Wer die Bauernbühne der deftigen Art bevorzugt, ist in St. Josef gut aufgehoben. In einem idyllischen Garten unter alten Bäumen erheitert man sich an ländlicher Liebe und ißt eine original steirische Jause dazu. Vieles gibt es noch zu besuchen, Goldoni in einer alten Sensenschmiede, Dürren-matt in einem Grazer Schloß, Boseg-ger auf einer Burg und schließlich sogar Operette auf einer neuen Seebühne südlich von Graz. Die Auswahl ist kaum zu überbieten.

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