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Zusammenarbeit schafft Werte
Dr. Neugebauers Artikel über Religion im Wahlkampf interessiert mich deshalb, weil er das Problem Kirche und Sozialismus im harten politischen Tagesgeschehen aufzeigt. Die politische Betätigung eines Christen und damit der Kirche wird immer ein Problem bleiben. Die Kirche wird immer im Streit der Meinungen, Ansichten, Auslegungen und Definitionen liegen. Anlaß dazu sind Vorurteile, Unkenntnis, Kritiksucht, eigene Fehler der Kirche, kurzum die Unzulänglichkeit der einzelnen Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche. Bei uns in Österreich kommt noch die belastete Vergangenheit dazu, welche die Annäherung Kirche und Sozialismus überaus erschwert. Das Wissen um die politische Mitverantwortung in allen Lagern unseres Österreichs bringt es nun mit sich, daß alle Gruppen, die der Kirche angehören, nicht immer einer Meinung sind. Die Mitteilungen an Herrn Dr. Neugebauer über Priester, die ihre Tätigkeit mit dem Eifer fanatischer Parteifunktionäre betrieben, halte ich für genau so übertrieben wie die Argumentation von den gottlosen Sozialisten. Daß die momentane Führungsspitze der Sozialisten gottlos ist, ist für Katholiken überaus bedauerlich, aber es bleibt ja die Hoffnung, daß sich das mit der nachkommenden Generation ändern kann. Einzelne Entgleisungen sollten nicht zum Anlaß von Pauschalverurteilungen genommen werden.
Ich glaube, daß die Frage für künftiges Verstehen und Zusammenarbeiten mit dem Wort beidseitig eng verknüpft sein muß. Wenn einzelne Priester hohe Werte der Kirche durch zu einseitiges Handeln verbauen, sollte doch das Gemeinsame über das Trennende gestellt werden. „Was nichts kostet, ist nichts wert“, stellte Kardinal König einmal in den Mittelpunkt eines Anrufes an die Jugend. Ich meine, wenn die politische Zusammenarbeit, das Verhältnis Sozialismus-Kirche, im Hinblick auf das gemeinsame Ziel — nämlich Österreich — angegangen wird, werden Werte geschaffen, die von Dauer sind, weil sie etwas kosteten.
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