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Quo usque tandem ... — wie lange noch?
Vor wenigen Tagen hat der Bischof von Chur, Wolfgang Haas, drei neue Bischofsvikare ernannt, weitgehend Männer seiner Couleur - so hat es den Anschein. Das wäre weiter weder überraschend noch tragisch, würde damit nicht im Bischofsrat dieses Bistums das Mehrheitsverhältnis eindeutig zugunsten einer Richtung gekippt und würden so nicht die beiden Weihbischöfe ausmanövriert. Die Proteste ließen nicht auf sich warten, es herrscht also wieder Aufregung im Bistum Chur. Aber wen kümmert's? Den Bischof von Chur sicher nicht.
Der neue Bischof von Innsbruck wird noch eine Weile damit zu kämpfen haben, daß bei seiner Bestellung die Voten der Ortskirche konsequent übergangen wurden. Wer unterscheidet dann noch präzise zwischen Person und Vorgehen? Niemand wird an Integrität und Fähigkeit des neuen Bischofs zweifeln; seine Ernennung drückt allerdings erheblichen Zweifel gegenüber den Tiroler Priestern aus. Unmut und unfreundliche Worte konnten nicht ausblieben. Aber wen kümmert's? Rom sicher nicht.
Im „Manifest von Rom”, das die Internationale Kirchenvolks-Begeg-nung am 12. Oktober 1997 in Rom verabschiedet hat, liest man von der Forderung nach einer „geschwisterlichen Kirche” und davon, „das Volk Gottes ein(zu)beziehen in die Wahl seiner Rischöfe”. Nicht, daß das revolutionär und absolut neu wäre, man müßte ja nur in der Apostelgeschichte nachschlagen, wie Personalentscheidungen zum Beispiel in Jerusalem gehandhabt wurden. Immerhin sind diese Texte ein Teil unseres biblischen Fundaments; und auch die
Tradition, die tatsächlich alte und genuine bis in die frühe Väterzeit, könnte hier noch herhalten. Aber wen kümmert's? Bom sicher nicht.
Auch damit könnte man noch leben, wären da nicht zwei Tatsachen: Erstens kann man zwar einen Verein, allenfalls auch eine Gesellschaft so diktieren und manipulieren, aber Kirche, die Gemeinschaft des Volkes Gottes, nicht; und zweitens geht es - rein pragmatisch - nicht mehr lange so.
Geduld ist eine christliche Tugend. Mißbrauch der Geduld anderer ist eine unchristliche Zumutung.
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