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„MascherlJäger“ unterwegs

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Neue Besen kehren gut. Einmal mehr wird diese alte Weisheit auch auf der politischen Bühne bestätigt, und zwar in Oberösterreich, konkret in der Landeshauptstadt Linz, wo der heuer im Frühjahr gekürte ÖVP-Spitzenkandidat für die gleichzeitig mit der Landtagswahl stattfindende Gemeinderatswahl am 21. Oktober, Dr. Carl Hödl (49), ein enormes Arbeitstempo vorlegt.

Hödl weiß freilich um die schwierige Situation der VP auf dem dominierend roten Linzer Boden — von den 60 Gemeinderatsmandaten erhielten bei den letzten kommunalen Umengängen 1967 die SPÖ 36, die ÖVP 18, FPÖ 5 und KPÖ 1 Mandat.

Außerdem erwies sich die frühere Parteiführung der VP gegenüber den Umklammerungsversuchen der Sozialisten als zu weich, wie im Volksparteilager zunächst nur unter vorgehaltener Hand, später aber immer massiver kritisiert wurde. Endergebnis war dann schließlich der Obmannwechsel der ÖVP in Linz. Mit Hödl steht nun ein Mann an der Spitze, der weiß, daß seine Parteifreunde eines mit Bestimmtheit nicht wollen: zurückhaltendes Lavieren oder lautloses Arrangieren.

Damit ist der Linzer VP-Spitzen-mann, der Direktor-Stellvertreter in der oberösterreichischen Gebietskrankenkasse ist und als brillanter Redner gilt, von vornherein mit einem eckigen Persönlichkeitsprofil in die Wahlkampagne gestartet. In dem von ihm forcierten Intensivfeldzug muß neben der Sachargumentation auch genügend Platz für persönliche Werbung sein.

Gegen das Haiidikap, die eigene Bekanntheit gegen den populären SPÖ-Bürgermeister Hillinger faktisch vom Nullpunkt weg steigern zu müssen, prangt jetzt auf zahlreichen Plakatflächen der oberösterreichischen Landeshauptstadt sein großformatiges Konterfei. Neben dem Porträt ist ein grüner Würfel zu sehen — Symbol eines „Bausteins für Ihr besseres Linz“ (wie der par-teiofflzielle Slogan heißt), mit dem die VP-Ideen unters Wahlvolk gebracht werden.

Die ersten Parteiauseinandersetzungen über künftige Verkehrsmaßnahmen für Linz liefen bei der SPÖ über den offiziellen Rathauspressedienst. Prompt handelte sich dabei der notorische Mascherlträger Hillinger in der VP-Entgegnung den Vorwurf ein, kommunale Einrichtungen und öffentliche Bedienstete parteipolitisch zu mißbrauchen.

Stein des Anstoßes war eine scharfe Kritik am sogenannten Leibbrandplan, ein Konzept für die immer größer werdenden Verkehrsprobleme in Linz, das Hillinger in einem eigenhändig unterschriebenen Vorwort bei der Publizierung als neuen Generalverkehrsplan vorstellte. Nach Bekanntwerden des Plans brach in Linz ein von mehreren Seiten angefachter Entrüstungssturm los (VP-Schlagwort: „Straßen durch Menschen“), der Hillinger veranlaßte, sich schleunigst von dem Verkehrsplan abzusetzen.

Charakteristisch für den Stil Hödls ist, sich vornehmlich mit jenen Problemen zu befassen, die im täglichen Leben der Stadtbewohner eine Rolle spielen, die wesentlich dafür sind, daß sich die Menschen in ihrer Stadt wohl fühlen. Erst kürzlich präsentierte er ein Naherholungskonzept für die Linzer, das mit den Bürgermeistern aus den Gemeinden der Linzer Umgebung ausgearbeitet wurde.

Ebenso wie auf Landesebene, scheint die VP auch in der Stadt Linz in der Wahlwerbung den Sozialisten voraus zu sein. Ganz offensichtlich baut man auf einen dadurch erhofften Erfolgseffekt, indem die Wähler gute Ideen in der Werbung mit guten Ideen in der politischen Arbeit assoziieren sollen. Eine der VP-Aktionen bescherte unlängst Badegästen am „Linzer Lido“, dem Pichling-See (an dem sich in der Hochsaison bis zu 30.000 sonnenhungrige Linzer bräunen), aufblasbare, grüne Würfel aus Plastik. Auch auf diese Weise versucht man, die Bausteine populär zu machen.

Diese Gags können aber nicht überdecken, daß die Linzer VP eine harte politische Konfrontation mit der SP sucht, wobei die Hauptstoßrichtung gegen Bürgermeister Hillinger, geht.

VP-Hödl in der Warnung gegen SP-Hillinger: „Nach dem 21. Oktober könnte das Mascherl ohne den Franzi dastehen ...“

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