Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Republikaner
Franz Josef rotiert wahrscheinlich im Grab. Jahrelang hat er der CDU eingefleischt, daß es rechts von der Union keinen Platz mehr für eine Partei geben darf. Nach dem Motto: Rechts von uns ist nur noch der Abgrund. Kaum aber ist er tot, ziehen rechts von der Union die noch rechteren Republikaner in das Berliner Rathaus ein - und über diesen Umweg automatisch auch in den Bundestag. Die CSU weiß auch gleich warum: die lasche Schwesterpartei habe bei den Nordlichtem ein rechtskonservatives Vakuum entstehen lassen.
Die Republikaner sind ja erst vor einigen Jahren gegründet worden — und zwar von enttäuschten CSU-Rechten. Nach einigem Gerangel um die Führungsrolle hat sich Franz Schönhuber durchgesetzt, ein Altbayer aus Traunstein, nahe der bayerisch-österreichischen Grenze.
Rechte Parteien gibt es in allen demokratischen Ländern. Aber verständlicherweise wird bei Deutschen oder Österreichern immer gleich vom Ausland das Schlimmste befürchtet, wenn einer von der bayerisch-österreichischen Grenze Politik macht.
Franz Schönhuber war zuerst beim Bayerischen Rundfunk, dann Chefredakteur der Münchner Boulevardzeitung „tz“, wo er zur Unterstützung seiner Frau (SPD-Stadträtin) und anderer Jung Sozialisten heftige Angriffe gegen die Rechten in der SPD richtete.
Da der Verlag (Münchner Merkur) eher der CSU nahestand, wurde Schönhuber gefeuert, und als Kolumnist beim Konkurrenzblatt ,Ąbendzeitung“ entdeckte er seine rechte Gesinnung wieder.
Bald war er dann einer der größten Verehrer und Weihrauchstreuer von Franz Josef Strauß, und einer neuen Karriere beim Bayerischen Femsehen (Hauptabteilungsleiter und Chefredakteur) stand nun nichts mehr im Wege.
Mit seinem guten politischen Riecher dafür, wo der warme Wind herweht und der Trend hingeht, hat er die reaktionäre Rechtswelle frühzeitig erkannt. Er ist aber doch etwas zu früh gestartet, als er sein SS-Bekenner-Buch ,Jch war dabei“ veröffentlichte. Da hielten ihn die demokratischen Kollegen für einen gefährlichen Rechtsextremen, die SS-Kameraden dagegen eher für einen Aufschneider.
Strauß ließ den rechten Frühstarter fallen wie eine heiße Kartoffel, und der enttäuschte Freund schwor Rache, baute eine Konkurrenzpartei rechts von der Union auf und imitierte Franz Josef, so gut er konnte. Es ist eben immer gut, wenn man politische Grundsätze hat, die in jede Partei passen.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!