6990079-1986_42_02.jpg
Digital In Arbeit

Welche Koalition?

Werbung
Werbung
Werbung

Am Anfang jedes Wahlkampfes in Österreich stehen Koalitionsspekulationen. Das ist nicht sehr originell, hat aber Tradition. Wichtiger ist, daß uns die Parteien in Sachfragen reinen Wein einschenken. Das Koalitionsthema ist unter zwei Gesichtspunkten einfach zu entdramatisieren.

Aspekt Nummer eins: Es gibt nicht ,jiie“ ideale Koalition für alle Zeiten. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Große Koalition zwischen ÖVP und SPÖ ein Segen für Österreich. Als sie 1966 zerfiel, war sie längst zum Fluch geworden.

Sowohl die ÖVP- wie auch die SPÖ-Alleinregierung waren eine wichtige Erfahrung für unser Land: Heute wissen wir, daß jede der Varianten möglich ist, ohne daß die Welt einstürzt.

Auch eine Kleine Koalition mußte einmal ausprobiert werden, auch die Dritte Kraß mußte eine Regierungschance in der Zweiten Republik erhalten.

Jede dieser Koalitionsformen hat Vor- und Nachteile. Einmal sind die Vorzüge der einen, einmal die der anderen Spielart mehr gefragt. In der Bundesrepublik Deutschland begann die Große Koalition, als sie in Österreich zerfiel.

Wer (wie etwa Kreisky) vor ,jder“ Großen Koalition prinzipiell warnt, verabsolutiert eine von vielen Varianten und beweist Mangel an Flexibilität.

Und das ist der zweite Aspekt der Koalitionsdebatte: Nichts kann ein zweites Mal sein, wie es früher einmal gewesen ist. Natürlich ist eine Neuauflage der alten Großen Koalition undiskutabel. Daß man sich dazu Neues einfallen lassen muß, steht außer Streit.

Je schwächer die Opposition im Parlament ist, um so mehr muß das Volk selber mitzureden haben. Auch diese Faustregel ist von SPÖ und ÖVP schon akzeptiert.

Volksbefragung, Volksbegehren und Volksabstimmung müssen daher einen höheren Stellenwert in der Bundesverfassung erhalten, Bürgerbeteiligung an Behördenverfahren ist in sinnvoller Form zu gewährleisten.

Dazu muß sich ein stärker personenbezogenes Wahlrecht gesellen. Die Direktwahl von Kandidaten und nicht in erster Linie von Parteien ist der sicherste Weg zur fälligen Eindämmung der wuchernden Parteienmacht.

Das alles ergibt sich eigentlich logisch aus einem richtigen Demokratieverständnis. Dazu gehört aber auch, daß jede Partei das Votum des Volkes akzeptiert, ob sie nun auf Platz eins oder zwei landet. Parolen wie Koalition unter Vranitzky oder Opposition der SPÖ“ sind undemokratisch und unpatriotisch.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung