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Produkte müßten länger leben
Müllvermeidung: Ein Anliegen, das sich in Programmen großer Beliebtheit erfreut, in der Realität aber bei weitem nicht verwirklicht ist.
Müllvermeidung: Ein Anliegen, das sich in Programmen großer Beliebtheit erfreut, in der Realität aber bei weitem nicht verwirklicht ist.
Was versteht man unter Abfallvermeidung? Es sind zunächst Maßnahmen, die darauf zielen, die Entstehung von Abfällen beim Abfallproduzenten zu verringern. Die Abfallverwertung zielt wiederum darauf ab, einen bereits entstandenen Abfall möglichst gut zu nutzen oder durch Umwandlung zum Beispiel Kompostnutzbar zu machen. Mit beiden Maßnahmen wird versucht, die Menge des anfallenden Mülls mengenmäßig zu verringern. Manche Bemühungen zielen allerdings auf einen qualitativen Aspekt des Abfalls ab. Sie versuchen, die Gefährlichkeit des Mülls zu reduzieren. Hier geht es um die Substitution von umweltschädlichen Stoffen durch verträglichere.
Wie können nun Vermeidungsmaßnahmen aussehen?
■ Produkte können mehrfach verwendet werden (etwa die Mehrwegflasche).
■ Man kann ihre Lebensdauer erhöhen und sie reparaturfreundlich gestalten (langlebige Autos, Batterien).
■ Oder sie so gestalten, daß bei ihrer Herstellung beziehungsweise nach ihrem Gebrauch möglichst wenig Abfall anfällt, weil vieles wiederverwertbar ist. Das kann durch gezielte Veränderung der Produktionsverfahren (Seite 16) oder der Produktgestaltung erfolgen. Oft werden solche Effekte auch dadurch erzielt, daß Stoffe und Hilfsmittel bei der Herstellung im Kreis geführt werden.
■ Man kann genormte Behälter einführen, die viele Produzenten und Händler verwenden können: Container, Flaschen, Europaletten...
Wichtig ist es, daß Maßnahmen zur Eindämmung der Abfallmenge nicht isoliert betrachtet werden. Sie können nämlich durchaus auch negative Folgen für die Gefährlichkeit des Abfalls haben. So erhöhen Schutzanstriche beispielsweise die Lebensdauer des Produktes, erschweren aber (durch Farbreste und Beizmittel) dessen Wiederverwertung oder Entsorgung. Hier gilt es abzuwägen.
Nicht alle aus verschiedenen ökologischen Teilzielen herrührenden Maßnahmen sind nämlich untereinander kompatibel. So kann effiziente Wärmedämmung von Häusern die Entsorgung der Baustoffe erheblich erschweren, so können Bemühungen zur Beinhaltung von Gewässern zu einem Anstieg der Abfallmenge führen (Seite 16), so kann das Argument der besonders gelungenen „Abfallverwertung” zur massiven Werbung für den Absatz eines Produktes verwendet und damit dessen Konsum weit über das notwendige Maß hinaus angeregt.werden, was im Widerspruch zum Anliegen der Schonung der Bohstoffreserven steht.
Bei den kommunalen Abfällen rechnet das Umweltbundesamt nicht mit großen Möglichkeiten der Vermeidung. Dieses Anliegen ließe sich überwiegend nur durch generellen Konsumverzicht, beziehungsweise Verzicht auf Feile eines Konsumgutes verwirklichen, etwa der Verpackung.
Letzteres würde aber wohl nur möglich sein, wenn sich die Wirtschaftsstrukturen verändern. Denn die Verpackung ist ja eine Grundvorausetzung für großräumige Transporte oder Selbstbedienungsläden.
Die einzige relativ schmerzlose Umstellung bestünde darin, auf langlebige und wiederverwertbare Produkte und
Produktteile umzusteigen. Allerdings bedarf eine solche Umorientierung auch begleitender wirtschaftspolitischer Maßnahmen, damitsich der Umstieg für die Unternehmen auch rechnet. In all diesen Bereichen ist die Wirtschaftspolitik gefordert, ist es doch offenkundig: Die bisherige Steuerung hat die ressourcenvergeudende Form der Ökonomie hervorgebracht. Mit denselben Instrumenten kann man kein ökologisch verträgliches Wirtschaften zustande bringen. Da bedarf es eben einer Änderung des Instrumentariums.
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