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Das Schicksal des Sterzinger Altars

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HANS MUTSCHLER UND SEIN STERZINGER ALTAR. Von Otto R. von Lutterott 1. Verlag Felizian Rauch, Innsbruck, 1967.

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HANS MUTSCHLER UND SEIN STERZINGER ALTAR. Von Otto R. von Lutterott 1. Verlag Felizian Rauch, Innsbruck, 1967.

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Kunstwerke haben ihre Schicksale wie Menschen. Dem bewegten Schicksal des gotischen Flügelaltars von Sterzing und seinem Schöpfer Hans Mutschier ist dieses neue Bändchen der Reihe „Alte und neue Kunst Tirols“ gewidmet. Universitätsprofessor Lutterotti, Herausgeber dieser Reihe und Verfasser der vorliegenden Monographie, führt dem Leser die Teile des Altars vor, die heute an verschiedenen Orten aufbewahrt werden, bestimmt ihre kunsthistorische Stellung, gibt Daten und Erläuterungen und zeichnet die künstlerische Entwicklung des Ulmer Altarbaumeisters des ausgehenden Mittelalters bis zu diesem Gipfel seiner Kunst, wo aus dem Verklingen des weichen, höfischen Stils die Anfänge des bürgerlichen Realismus wachsen. Alles in knapper Form gehalten und wissenschaftlich gesichert, aber keineswegs lehrhaft-professoral, sondern von Begeisterung und Liebe zur Kunst seiner Heimat getragen.

Die beigegebenen Abbildungen und vier gute Farbreproduktionen können nur Details lebendig werden lassen. Wer die einstige Schönheit des Gesamtkunstwerks ahnen will, muß den Altar mühsam rekonstruieren — und wird den Vorschlag Lutterottis unterstützen, die verschiedenen Schreinfiguren und gemalten Flügelbilder, den Tabernakelbaldachin und die architektonischen Fragmente, die Gesprengefiguren und krönenden Engel zu sammeln und in der Sterzinger Pfarrkirche als gesamten Flügelaltar in seiner eigentümlichen Verbindung von Architektur, Plastik und Malerei wieder erstehen zu lassen. Rita Berger che Rilke-Verehrer mit dem Dichter treiben. Hier wird ein wunder Punkt deutscher Mentalität berührt. Von tiefem Respekt erfüllt sind die Ausführungen über Karl Kraus und Stefan George, die strengen Richter ihrer Zeit. Kritische Einwände, die man — vor allem gegen George — erwartet hätte, fehlen hier merkwürdigerweise. Das geschmackvoll ausgestattete Werk, das uns einen klaren Eindruck von der Eigenart eines großen Kritikers, der leider nicht mehr unter den Lebenden weilt, vermittelt, wird denen am meisten geben, die es „nicht ohne Liebe“ lesen.

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