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Künstler, Magier und Scharlatane
Das Interesse für öffentliche Produktionen verschiedener Magier ist ein wenig unlogisch. Menschen, die an magische Fähigkeiten nicht glauben, haben keinen Grand diese Produktionen zu besuchen — sie wissen ja im voraus, daß man sie hier verschaukelt. Menschen, die an magische Fähigkeiten glauben, haben noch weniger Grund zuzuschauen, wie man sie verwirklicht - was immer sie zu sehen bekommen, muß für sie selbstverständlich sein. Man versammelt sich ja auch nicht, um auf eine erwachsene Person zu glotzen, die aus eigener Kraft durch das Zimmer spaziert. Die Vorstellungen der Magier haben aber immer Zulauf.
Ich kann es mir nur so erklären, daß beide Seiten - die Gläubigen und die Nichtgläubigen en masse kommen, um den Zauberer beim Schwindeln zu erwischen. Die ersten wollen einen unecht Magier überführen, die anderen die Magie selbst. Die Ursachen sind unterschiedlich, das Ergebnis aber gleich - alle besuchen die Vorstellung.
Es ist natürlich viel Vermessen-heit dabei zu glauben, daß es eben mir gelingt, einen geschickten Zauberkünstler zu entlarven - von dieser Vermessenheit aber, von dem Glauben, daß man geschickter sei oder mehr Glück habe als die anderen, leben alle Spiele der Welt.
Übernatürliches zieht an
Es ist jedoch nicht nur das gemeinsame Handeln, das diejenigen, die an übernatürliche Kräfte glauben mit den Ungläubigen verbindet. Es sind auch die gemeinsamen, wenn auch entgegengesetzten Zweifel. Der Gläubige läßt die Möglichkeit der Scharlatanerie zu, der Ungläubige schließt nicht ganz aus, daß man ihn überzeugen kann. Sonst würden sie doch nicht kommen. Die Zahlen der Besucher bei telepatischen, psychokinetischen und ähnlichen Seancen sagen also überhaupt nichts darüber aus, wie viele Menschen an die Echtheit dieser Phänomene glauben.
Ich glaube zum Beispiel an übernatürliche Fähigkeiten nicht - und das ist eine bequeme Formel. Es kann sich nämlich immer noch zeigen, daß es sich in dem einen oder anderen Fall um ganz natürliche Erscheinungen handelt, die nur bisher unbekannt waren.
Für die Magier, Medien, oder wie sie alle heißen, ist es selbstverständlich viel günstiger, wenn man an ihre außerordentlichen Begabungen nicht glaubt. Dann kann man ihre Geschicktheit bewundern und - vor allem - man kann von ihnen keine unmöglichen Leistungen verlangen. Als man an die magische Kraft mancher Menschen glaubte, hat man sie als Hexer verbrannt, weil sie angeblich etwas bewirkt hatten, oder als Versager geköpft, weil sie etwas nicht bewirken konnten.
Gilt das auch für Politikter?
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