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Lokale Irrläufer
Man hat früher oft darüber ge- lacht, wenn Amerikaner Austria mit Australia verwechselten. Doch ähnliche Verwechslungen passie- ren bei uns sogar Unterrichtsbe- hörden bei der Herausgabe von Schulbehelfen. Wenn man zum Beispiel den bei Freytag & Berndt erschienenen, vom Unterrichtsmi- nisterium 1979 zugelassenen „Un- terstufenatlas" aufschlägt, muß man feststellen, daß dort auf der Karte Seite 80 (Apeninnen- und Balkanhalbinsel) die Insel Sardi- nien als Sizilien bezeichnet wird.
Eine weitere Überraschung er- lebt man in dem „Lehrbuch der Geographie und Wirtschaftskunde, Ausgabe für Oberösterreich und Salzburg" von Seydlitz aus dem Jahre 1973: In der Planskizze von der Verkehrslage der Landeshaupt- stadt Salzburg ist ein einziges kirch- liches Gebäude eingezeichnet: der Dom. Doch er befindet sich nicht in der Altstadt, sondern gegenüber dem Mirabellschloß, genau an der Stelle, wo die Andrä-Kirche steht.
Auch Autoren namhafter Ver- lagsanstalten leisten sich in ihren Büchern oft peinliche Schnitzer. So schreibt Elisabeth Endres in ihrem „Autorenlexikon der Gegenwarts- literatur" (S. Fischer Verlag 1975) bei Thomas Bernhard, dieser habe am Mozarteum in Wien (!) studiert. Die Lyrik-Anthologie „Die Erde will freies Geleit" (Insel Verlag 1984) nennt als Geburtsort von Arno Holz Rastenburg im Harz (statt in Ostpreußen), Ronald Hayman läßt in seinem Nietzsche-Buch (Heyne Verlag 1985) Rorschach am Genfer See, statt am Bodensee liegen. In dem Auswahlband „Deutsche Lie- beslyrik" (Reclam 1982) wird als Sterbeort von Otto Julius Bierbaum Kötzschenbroda in Schlesien (!) angeführt, in Wahrheit liegt dieser Ort an der Peripherie von Dresden.
Sogar die Fremdenverkehrswer- bung leistet sich geographische Falschmeldungen. Im Merianheft über Düsseldorf kann man auf Seite 14 in einem Inserat über Linz lesen: „Preisgünstige Autobusfahrten ins Salzkammergut, Mühlviertel (St. Florian)." Das Augustiner Chor- herrenstift mit der berühmten Bruckner-Orgel in eine ganz ande- re Landschaft versetzt!
Nach derartigen Erfahrungen wundert man sich nicht, wenn Ta- geszeitungen manchmal auch auf diesem Sektor falsch informieren. So liest man in einer Buchrezen- sion im „Kurier", der Geburtsort Greif swald des Schriftstellers Wolf - gang Koeppen befinde sich im heu- tigen Polen, wogegen DDR-Bürger heftig protestieren dürften. In ei- nem Gedenkartikel der „Salzbur- ger Nachrichten" für Franz Kafka im Jubiläumsjahr 1983 wird be- richtet, der Dichter sei in Prag ge- storben, obwohl Kierling bei Wien der Ort seines Hinscheidens war. Dies nur eine kleine Auswahl aus einer überlangen Liste!
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