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Polnische Kunst von 1900 bis 1975

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In der Wiener Secession ist eine Austeilung zu sehen, die auf die besonderen historisch künstlerischen Beziehungen zwischen Polen und Österreich hinweist. Sie gehen bis vor die Jahrhundertwende zurück, als noch zahlreiche polnische Künstler Wien besuchten, hier ausstellten und Erfolge errangen. Die 1897 gegründete polnische Künstlervereinigung „Sztuka“ nahm bald Kontakt mit der Wiener Secession auf und stellte in deren 1898 neuerbautem Haus bis zum Ersten Weltkrieg wiederholt aus. Eine kleine Dokumentation in der Secessionsgalerie weist in dieser Ausstellung darauf hin. Von den Museen in Plock — das auf die Problematik der Sezessionsbewegung spezialisiert ist — und dem Museum in Torun vorbereitet, zeigt sie eine Entwicklung der polnischen Kunst zur Moderne, die vor allem von der Krakauer Hochschule für schöne Künste und dort von den Persönlichkeiten der Maler und Graphiker Joszef Mehoffer, Stanislaw Wyspianski und Wojciech Weiss ausging.

Der sich oft wandelnde Mehoffer verarbeitete Einflüsse des Jugendstils und zeitgenössischer russischer Maler, Weiss orientierte sich vorwiegend an französischer Malerei, während Wyspianski nach 1900 ebenfalls an den Jugendstil anschloß. Von der 1904 gegründeten Warschauer Akademie, die ebenfalls bedeutsam wurde, erinnert Krzyza-nowskis Bildnis an Samberger, Ferdynand Ruszcyc dagegen nimmt bereits einen lyrischen Expressionismus vorweg. Fryderyk Pautsch, Ka-zimierz Sichulski und Wladislaw Jarocki übernehmen mit mehr oder weniger Glück den dekorativen Stil des Art Nouveau, gegen sie ist der schwer einzuordnende Julian Falat mit seinen hervorragenden Aquarellen eine Entdeckung der Ausstellung. Interessant erscheint Edward Okun, in seiner „Hathor“ anscheinend von Bakst beeinflußt, faszinierend der jung verstorbene Witold Wojtkiewicz, der in seinen Bildern dämonische, ensorhafte Züge aufweist. Bemerkenswert der auf der Ikonenkunst aufbauende Jerzy No-wosielski, während die noch zu einer früheren Altersgruppe gehörenden Maler Alfred Lenica und Stanislaw Teisseyre Einflüsse des Tachismus verarbeiten oder mit Realismus verbinden.

Die Graphik der jüngeren Generationen, die mit ihren Plakatgraphiken seit Kriegsende auf dem Gebiet der angewandten Kunst im internationalen Spitzenfeld stehen, hält eher als die Malerei strengeren Maßstäben stand. Hier sind es Jerzy Mazu, Andrzey Pietsch und Krystyna Szalewska, die auffallen, vor allem aber Zofia Samusik-Zaremba, deren beide Graphiken in ihrer formalen, verhaltenen Strenge zwar an die Radierungen Morandis erinnern, aber doch ein eigenes intensives Leben haben und zu den besten Arbeiten der Ausstellung zu zählen sind.

Eine sehr informative und interessante Schau.

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