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Das Ende der Telefonsteuer reißt ein neues Budgetloch

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Die Überlegungen, Erhard Busek aus taktischen Gründen doch noch bis 1996 an der Parteispitze zu belassen, haben einen realen Hintergrund: Das Budget 1996. Finanzfachleute sind nämlich der Ansicht, daß die Erstellung des wild umkämpften Budgets für 1995 geradezu ein „Lercherl' gegen die Probleme mit dem 96er Budget war. Dieses wird, so die Expertenmeinung, ohne eine spürbare Intensivierung des Sparkurses und der Erschließung zusätzlicher Einnahmen (sprich Steuererhöhungen) nicht machbar sein. Mit dieser undankbaren Aufgabe sollte sich, so die Taktiker, aber keinesfalls ein eben erst gewählter Parteiobmann „anpatzen”. Mit den Vorarbeiten für das Budget des Jahres 1996 wird nämlich zügig nach dem ÖVP-Parteitag begonnen werden müssen, will man der Öffentlichkeit nicht abermals ein peinliches Schauspiel bieten.

Die Ursachen für den Budgetdruck sind mannigfach. Da gilt es zunächst jene beiden großen Brocken von rund 30 Milliarden Schilling zu kompensieren, die die Erreichung des Budgetzieles 1995 (102 Milliarden Schilling) möglich machten, die aber nur einmal zur Verfügung stehen. Das sind Privatisierungserlöse und die Periodenverschiebung von Einnahmen.

Ein weiterer Brocken kommt durch die Ausgliederung und Teilung der Post in einen Telecom- und einen Briefpostbereich auf den Finanzminister zu. Nach der Ausgliederung und Teilung wird nämlich weder eine Quersubventionierung , des Briefpostbereiches durch den Telefonbereich (derzeit rund fünf Milliarden Schilling pro Jahr) noch das Abschöpfen der riesigen Gewinne des Telefonbereiches (1994 rund zehn Milliarden Schilling) zum Stopfen der Budgetlöcher möglich sein.

Gewinne in dieser Höhe werden, wenn der Telefonbereich erst einmal dem Wettbewerb ausgesetzt ist und die Telefongebühren, die derzeit den Charakter einer Steuer haben, auf eine betriebswirtschaftlich gerechtfertigte Höhe zurückgeführt sind, erst gar nicht anfallen. Die Frage wird auch sein, wer die Last der Zinsen und Tilgungen für die gut 100 Milliarden Schilling Schulden der Post übernimmt. Kann man einem demnächst im härtesten

Wettbewerb stehenden Telecom-Unternehmen diesen Ranzen umhängen, ohne dessen Existenz damit von Haus aus zu gefährden?

Wieso hat ein Unternehmen, das seit Jahren Milliardengewinne abwirft, überhaupt so hone Schulden? Weil Ferdinand Lacina das tat, was seine Partei in Schwierigkeiten geratenen Unternehmern - zu Recht -vorwirft, nämlich daß sie ihre Gewinne zweckentfremden. Nur daß der Finanzminister das Geld nicht für teure Hobbies, sondern zum Stopfen der Budgetlöcher entnahm. Konsequenz für die Post: Trotz hoher Gewinne mußte sie ihre betrieblichen Investitionen mit Krediten finanzieren und sammelte so statt möglicher Beserven für schlechte Zeiten einen Sack voll Schulden an.

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