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Der 14. österreichische Katholikentag ist, rein technisch gesehen, zu Ende gegangen. Wenn er nicht in Tausenden weiterwirkt, Leben und Gestalt annimmt, Kirche und Gesellschaft umkrempelt, wird viel Mühe vergeblich gewesen sein. Aufgeweckt ist noch nicht aufgebrochen.

Nichts wäre ungerechter, als ein allfälliges Ergebnis dieser Art den Organisatoren anzulasten: Sie haben redlich getan, was von Anbeginn ihre Absicht gewesen war: den Katholikentag als prozeßhaftes Geschehen bewußt zu machen, das schon vor zwei Jahren ‘begonnen, in Hunderten Vorveranstaltungen Konturen angenommen hat und nun des Weiterwachsens bedarf.

So gesehen, konnte der Papstbesuch niemals den Katholikentag „überdecken“ oder gar verdrängen. Auch ohne Papst hätten Massenveranstaltungen keine Gelegenheit für Dialog und große Diskurse geboten. Dafür ist vorher viel Platz gewesen, dafür muß in Zukunft mehr Platz noch sein.

Zumindest am Fernsehschirm hat am stärksten die Jugendfeier im Stadion berührt, weil sie wenigstens ansatzweise Gespräch, - Frage und Antwort, zwischenmenschliche Kommunikation war. Daß die Kirche aber noch viel lernen muß, um den Dialog im eigenen Bereich glaubhaft, überzeugend zu machen, steht außer Frage. Zuviel war perfekte Organisation, zuwenig Spontaneität.

Offen blieb im Verlauf des Katholikentags auch die Frage, ob solche Veranstaltungen weiter Orte gesellschaftspolitischer Standortmarkierung oder doch so etwas wie eine Volksmission großen Stils sein sollten. Es gab widersprüchliche Aussagen dazu und noch mehr widersprüchliche Verhaltensweisen.

Der Heilige Vater ist noch immer im Land - zur Freude von Millionen, zum Ärger vergleichsweise weniger, die ihre Opposition teils lieblos, teils geistlos formulierten.

Was an sämtlichen bisher gehaltenen Papstreden auffiel, war das totale Fehlen von Ecken und Kanten. Nicht ein Satz, der Aufregung verursacht, entzweit, Ja- und Neinsager mit Leidenschaft voneinander geschieden hätte.

Römische Absicht oder sorgfältige Vorbereitung von Wien aus? Darüber wird man ein Weilchen wohl noch rätseln dürfen. Dann aber auch darüber, was eigentlich wünschenswert wäre: die Scheinharmonie oder der konstruktive Konflikt?

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