7122007-1996_40_22.jpg
Digital In Arbeit

Rote Zahlen im grünen Wald

Werbung
Werbung
Werbung

Neben dem Fremdenverkehr ist die Forst- und Holzwirtschaft der größte Devisenbringer Österreichs. Und so wie der Fremdenverkehr wird nun auch die Forst -und Holzwirtschaft von einer Krise heimgesucht. Gründe dafür sind das allgemeine Konjunkturtief und ein europäisches Überangebot an Holz. „Die Talfahrt der Rundholzpreise hat die österreichische Forstwirtschaft in eine schwierige wirtschaftliche Situation geführt", erklärte Stefan Schenker, Präsident des Hauptverbandes der Land und Forstwirtschaftsbetriebe Österreichs anläßlich der Eröffnung der 44. Internationalen Holzmesse Anfang September in Klagen-furt.

Neben den gesunkenen Holzpreisen sind die Forstbetriebe mit mengenmäßigen Absatzproblemen vor allem für Industrie- und Käferholz konfrontiert. Die Abnahme von Schwach- und Schadholz durch die Papier- und Zellstoffindustrie ist aufgrund der zunehmenden Konjunktur-verlangsamung und dem gestiegenen Einsatz von Altpapier - der zur Zeit eine Quote von 40 Prozent erreicht -zurückgegangen.

Erschwert wird die Situation im Jahr 1996 noch durch die nach wie vor hohe Schadholzbelastung infolge Schnee- und Windbruch sowie Bor-kenkäferbefall. Die höheren Holzerntekosten verursachen eine zusätzliche Verschlechterung der Holzerträge. All das führt dazu, daß Österreichs Forstbetriebe 1996 mit roten Zahlen rechnen.

In den österreichischen Wäldern wachsen jährlich rund 30 Millionen Festmeter Holz nach. Im jährlichen Durchschnitt werden aber nur 20 Millionen Festmeter Holz - also weniger als zwei Drittel des Gesamtzuwachses - entnommen. Für die Energiegewinnung könnten somit rund drei Millionen Festmeter Waldholz genutzt werden, ohne den Waldbestand zu verringern oder zu gefährden. Die gewonnene Energie entspricht einem Äquivalent von rund 750 Millionen Liter Heizöl. Das reicht aus, rund 250.000 Einfamilienhäuser mit Wärme zu versorgen.

Ins gleiche Horn wie Schenker stößt Nationalratsabgeordneter Rudolf Schwarzböck: „Der Wald, der bei entsprechender Bewirtschaftung durchaus in der Lage ist, Einkommenstiefs in der Landwirtschaft einigermaßen zu kompensieren, konnte diese Rolle im heurigen Jahr wegen äußerst niedriger Holzpreise nur mehr teilweise erfüllen." Deshalb sei es in Zukunft notwendig, neben der klassischen Holznutzung weitere Einkommensalternativen zu ergreifen, wie etwa den verstärkten Einsatz der forstlichen Bio-masse zur Energiegewinnung. Darüber hinaus schlägt Schwarzböck offensive Marketingstrategien zur vermehrten Verwendung von Holz aus Österreich und Produktveredelung durch die Waldbauern selbst vor.

Diese Aktivitäten seien durch geeignete Rahmenbedingungen langfristig abzusichern, erklärt Schwarzböck: „Um den Waldbauern Erwerbskombinationen sowohl in der Weiter - Verarbeitung von Holz als auch im Anbieten von Serviceleistungen im Wald, wie etwa Waldpflegearbeiten, ' zu ermöglichen, ist es notwendig, die Gewerbeordnung flexibler zu gestalten." ;

Mit dem neuen Herkunftszeichen „Holz aus Österreich" soll der Absatz von Holz und Holzprodukten aus Österreich angekurbelt werden. Durch offensives Marketing soll den Verbrauchern vor Augen geführt werden, daß es ökologisch unbedenklich, ja sogar erwünscht sei, Holz und Holzprodukte aus Österreich zu verwenden. „Diese exemplarisch angeführten Maßnahmen sind geeignet, die Einkommenssituation der Waldbauern und Forstbesitzer nachhaltig zu verbessern. Aus diesem Grund müssen die notwendigen rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen rasch darauf abgestimmt werden", sagte Schwarzböck abschließend.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung